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DD: Haus besetzt! Christiania Soli

17. Dezember 2009 - 01:16 Uhr

Heute wurde um 20 Uhr das Gebäude Jägerstraße 22 in der Radeberger Vorstadt von ca. 30 Menschen friedlich besetzt. Diese Aktion des zivilen Ungehorsams ist sowohl eine Reaktion auf die Besetzung der dänischen Freistadt Christiania durch paramilitärisch ausgerüstete Polizeikräfte als auch ein weiterer Aufruf an die Stadt Dresden endlich die Forderungen nach Immobilien für selbstverwaltete Zentren ernstzunehmen.

Erneut feiern politisch und sozial engagierte Menschen heute Abend den Einzug in ein seit Jahren leerstehendes Haus. Seit Beginn der gewaltlosen, aber entschlossenen Besetzung werden Anwohner_innen von den Umständen informiert, um Verständnis gebeten und herzlich zur Beteiligung eingeladen.

Es geht uns als Besetzer_innen NICHT um Krawall, sondern um die Schaffung von Orten, an denen politische und kulturelle Projekte mit günstigem, selbstverwalteten Wohnräumen verbunden werden können. Neben günstigen Lebensräumen wollen wir daher auch Projekte wie einen Umsonstladen, Selbsthilfewerkstätten, ein Spendencafé, Gärten, Probe- und Veranstaltungsräume realisieren. Wir sind verhandlungsbereit, wollen aber für die Dauer der Verhandlungen das Haus nutzen. Wir fordern die Stadt auf, keinen erneuten Räumungsbefehl (wie auf der Hechtstraße 7 im Mai und Oktober diesen Jahres) zu geben, sondern sich der politischen Verantwortung zu stellen. Wir fordern die Polizei auf, bei einem erneuten Räumungsbefehl unter Berufung auf § 36 BeamtStG den Befehl zu verweigern.

Dieses Jahr wurde bereits eine Vielzahl von alternativen Hausprojekten geräumt, zuletzt die Brunnenstraße 183 in Berlin. Darüber hinaus schlugen alle Versuche neue sozio-kulturelle Hausprojekte zu gründen fehl und wurden im Fall einer Besetzung meist brutal von der Polizei niedergeschlagen. Auch in Dresden hat die Polizei im Jahr 2009 bereits 6 besetzte Häuser geräumt – ohne jedes offizielle Statement der Stadtregierung.

In der Nacht vom 14. zum 15. wurde nun am Rande des Klimagipfels die Freistadt Christiania, mitten im Herzen Kopenhagens, von Polizeieinheiten mit Räumpanzern, Tränengas und Wasserwerfern angegriffen, gestürmt und besetzt. Desweiteren kam es bereits zu mehr als 1200 Festnahmen. Die Stadt, in der ca. 1000 Menschen leben, hat dabei eigentlich Autonomie-Status, somit liegt hier ein klarer Übergriff des Königreichs Dänemark auf die basisdemokratisch organisierte Kommune vor.

Dies sind nur einige Beispiele, wie europaweit gegen Menschen vorgegangen wird, die versuchen ohne Gewalt und Hierarchie miteinander zu leben, um in diesen Experimenten Entwürfe für eine lebenswertere Gesellschaft zu skizzieren. Wenn ziviler Ungehorsam von staatlicher Seite mit Waffengewalt oder Gefängnisstrafen beantwortet wird, dann wird deutlich, dass es hier nicht um den „Kampf gegen kriminelle Handlungsweisen“, sondern gegen Ideen von einer Welt ohne Repression, Gewalt und Führungsebenen geht.

In einem Europa, in dem Staaten hierbei mit gemeinsamer, polizeilicher Infrastruktur gegen unliebsame politische Meinungen agieren, scheint es auch für uns notwendig europaweit zu reagieren. Wir freuen uns über alle die vorbei kommen, bringt warme Getränke, Klamotten, Transpis und Schlafsäcke mit. Auch Kerzen, Instrumente und alles andere was mensch für eine gemütliche Abendgestaltung braucht, ist gern gesehen.

Mit freundlichen Grüßen,
die Besetzer_innen

Quelle: Indymedia (16.12.09)


Veröffentlicht am 17. Dezember 2009 um 01:16 Uhr von Redaktion in Freiräume, Kultur, Soziales

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