Nazis

Rassistische Mobilisierungen weiterhin mit Zulauf

12. November 2014 - 12:06 Uhr - 14 Ergänzungen

Am Montag fand in Dresden die nun schon vierte Auflage der Montagsdemonstration „Gegen Glaubenskriege auf deutschem Boden“ in der Innenstadt statt. Erneut schafften es die Veranstalter, die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf inzwischen bereits deutlich mehr als 1.500 zu steigern. Nach einer längeren Rede am Postplatz, die zeitgleich von mehreren hundert Menschen akustisch gestört werden konnte, zog der Demonstrationszug wie in den vergangenen Wochen nahezu schweigend durch die Innenstadt und endete schließlich mit lautstarken „Wir sind das Volk!“-Rufen vor der Frauenkirche auf dem Neumarkt (Bilder). Neben einer großen Zahl von Hooligans der Dresdner Fußballfanszene beteiligten sich am frühen Montagabend erneut zahlreiche Protagonisten der hiesigen rechten Szene. Auf der anderen Elbseite hatten sich zuvor auf einer vor dem Goldenen Reiter angemeldeten Gegendemonstration etwa 300 Menschen versammelt, um, von den laufenden Kameras der Polizei begleitet, bis zur Auftaktkundgebung der PEGIDA-Demonstration zu ziehen.

Während es von Seiten der PEGIDA-Demonstration mit Ausnahme der immer erfolgreicher verlaufenden Mobilisierung kaum etwas neues zu berichten gab, kritisierte eine kurdische Schülerin bei den von der „Undogmatischen Radikalen Antifa“ (URA) Dresden organisierten Gegenprotesten, die Doppelmoral der Veranstaltung auf dem Postplatz. Anstatt sich mit den wenigen Menschen solidarisch zu erklären, die aktiv gegen den islamistischen Terror des IS vorgehen und sich auf den Straßen zahlreicher europäischer Großstädte mit der kämpfenden kurdischen Bevölkerung in Rojava einig zu zeigen, wird von den Veranstaltern anhand einiger weniger Beispiele versucht, in Dresden das Bild von einer gestiegenen Zahl an „Glaubenskriegen auf deutschen Straßen“ zu malen, um damit ganz bewusst Ängste und Vorurteile in der Bevölkerung zu schüren. In einem zuvor im Internet verbreiteten Aufruf haben sich sowohl Vertreterinnen und Vertreter Dresdner Kirchen und Religionsgemeinschaften als auch zivilgesellschaftlicher Initiativen für die „Religionsfreiheit und die Aufnahme Asylsuchender“ ausgesprochen. „Die Radikalisierung Einzelner darf nicht auf eine gesamte vielfältige Religion übertragen werden“, heißt es darin weiter. Vielmehr sei es in Anbetracht der weltweiten Krisen eine „humanitäre Pflicht“, geflüchtete Menschen in Dresden aufzunehmen und ihnen Schutz zu gewähren.

Obwohl die Organisatoren der PEGIDA-Demonstration seit Wochen versuchen, sich bei ihren Veranstaltungen demokratisch und diskussionsfreudig zu geben, lässt ein Blick auf die Kommunikation in den sozialen Netzwerken anderes erahnen. Dort reicht die Palette des Hasses auf Muslime generell, über Menschen die auf Hartz IV angewiesen sind bis hin zu den auch von den Veranstaltern selbst wahlweise als „rotlackierte Faschisten“ oder „Gutmenschen“ beichnete Personen mit einer politisch linken Einstellung. Gänzlich anders verhält es sich mit dem in der Öffentlichkeit wahrnehmbaren Bild, so tendiert die Bereitschaft dazu, sich mit Pressevertreterinnen und Pressevertretern über Ziele oder das eigentliche Anliegen der Veranstaltung zu unterhalten, gegen null. Gleichzeitig dient dieses sehr zurückhaltende Auftreten später dazu, eine Medienhetze oder gar einen vermeintlichen Medienboykott gegenüber der neu enstandenen „Bewegung“ herbei zu halluzinieren. Doch von Hetze kann angesichts der Kommentarflut des rechten Facebook-Mob auf Nachrichtenportalen längst schon keine Rede mehr sein. Spätestens dort wird unverhohlen das zur Sprache gebracht, was öffentlich ja bekanntlich nicht mehr gesagt werden darf. In der Anonymität des Internets finden sich dann genau die Versatzstücke, unter denen ein klassisch rechtes Weltbild verstanden werden kann: Rassismus, Sexismus und Nationalismus.

Genauso verhält es sich mit den durch den Veranstalter lautstark und mit sehr viel Beifall auf dem Postplatz verkündeten insgesamt sieben Grundforderungen. In ihnen wird erkennbar, dass es bei ihrer vermeintlichen Religionskritik nicht nur um radikale Strömungen innerhalb des Islam, sondern vor allem darum geht, Stimmung gegen zugewanderte Menschen und Asylsuchende zu machen. Unter dem Deckmantel einer ausgerechnet in Sachsen verorteten „christlich-jüdischen Abendlandkultur“ werden Forderungen nach einer „Nulltoleranzpolitik“ gegenüber einer völlig heterogenen migrantischen Community laut, von der beispielsweise in Dresden angesichts eines Ausländeranteils von aktuell gerade einmal 4,7% überhaupt nicht gesprochen werden kann. Von einer tatsächlichen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen oder sozialen Themen auch und gerade in Fragen der Zuwanderung, die über Phrasen auf Stammtischniveau hinausgehen, ist dabei jedoch kaum etwas zu erkennen. Nicht etwa niedrige Löhne, jährlich steigende Mieten oder staatliche Subventionen im Milliardenbereich für maroden Banken, so scheint es, bringen die Menschen 25 Jahre nach dem Ende der DDR auf die Straße, sondern der Hass auf all jene, denen es in den meisten Fällen sehr viel schlechter geht, als den Menschen hierzulande.

Welche Auswirkungen dieser auch von den politisch Verantwortlichen und einer in der jüngsten Vergangenheit oft einseitig negativen Presseberichterstattung über Asylsuchende geschürter Rassismus haben kann, zeigt sich an drei sehr aktuellen Beispielen in Dresden. So fanden parallel zur PEGIDA-Demonstration noch an drei weiteren Orten in Dresden und dessen unmittelbarer Umgebung Kundgebungen von „besorgten Bürgerinnen und Bürgern“ statt. Während sich im Dresdner Stadtteil Gönnsdorf knapp 400 Menschen versammelten, waren es nahezu zeitgleich im Stadtteil Klotzsche 250 und in Ottendorf noch einmal etwa 200 Personen, die sich am Rande von Ortschaftsratsitzungen ähnlich der in Cotta, mit zum Teil offen rassistischen Argumenten gegen einen Zuzug von Flüchtlingen aussprachen. Von einer Zivilgesellschaft war bis auf wenige Ausnahmen, nichts zu sehen. Erst am vergangenen Wochenende hatten in der 50 Kilometer östlich von Dresden entfernt gelegenen Stadt Bautzen rund 600 Menschen gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in ihrer Stadt demonstriert.

exakt-Beitrag: Wer steckt hinter Dresdner Montagsdemos?


Veröffentlicht am 12. November 2014 um 12:06 Uhr von Redaktion in Nazis

Ergänzungen

  • Ich finde die Gegendemonstration richtig und notwendig. Jedoch sollten wir die Ängste der Menschen verstehen. Der IS ist eine terroristische Vereinigung, die anders Denkende und andere Gläubige vernichten will. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie an den Grenzen zur Türkei und Syrien Halt machen, ist ja als sehr gering einzuschätzen. Eine konstruktive und offene Diskussion ist wohl der jetzt der richtige Weg. Wir sollten noch mehr Menschen gegen diese Auftritte von diesen rechts-gerichteten, mitunter gewaltbereiten Menschen dieser PEGIDA, mobilisieren, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

  • Nun, was es mit dieser ominösen und vom Dresdens Polizei geschützte Pediga-Demo in sich hat, läßt sich schon aus div. Kommentaren lesen. Fakt ist, dass die Rechten jede Gelegenheit wahrnehmen, um unter Pseudo-Aufrufen ihr widerliches Gedankengut unter das „Wir sind das Volk“ bringen wollen. Ob diese Typen denn auch mal in den „Genuss“ kommen, wie – zu Unrecht Pfarrer König und weitere Antifa-Leute – von der Dresdner Polizei mit ähnlich fantasievollen Anschuldigungen vor Gericht gebracht werden ???

  • In einer DEMOKRATIE sollte es möglich sein, seine Meinung frei zu äußern. Die Forderungen der Demonstranten sind ja nun wirklich nicht weltfremd und ausländerfeindlich, man muss sich nur die Mühe machen das Anliegen mal neutral anzuhören.
    Was hier wieder gezüchtet wird ist linker Terror ohne Hirn!

  • Ich finde die Demos gegen Islamismus gut. Eigentlich sollten doch gerade die Linken, die doch immer für Gleichberechtigung von Frauen und Homos sind, auch gegen Islamismus demonstrieren. Wenn Linke aber meinen, dass da in Dresden Nazis rumtanzen, sollen sie selber Demos zu diesem Thema veranstalten. An denen werden sich dann vielleicht sogar viele Normalbürger beteiligen, weil sie dann nicht befürchten müssen, wegen antiislamistischer Vorurteile als „rechts“ diffamiert zu werden.
    Und noch was: Welcher frühere Politiker ist der mit Abstand beliebteste Deutsche in der islamischen Welt? Und warum wohl?

  • In Deutschland herrscht Religionsfreiheit. Und das ist auch gut so. Übrigens wird niemand vom Anblick eines Kopftuches Islamist.

  • @M.B.
    Nein, es ist nicht gut, dass sich hier eine Religion ausbreitet, die Gewalt zur Konfliktlösung als völlig legitim erachtet und Andersdenkenden nicht einmal das Recht auf Leben zusichert. Bitte mal den Koran lesen, der beschäftigt sich zu einem Großteil damit, wie Nicht-Moslems, Frauen und Homosexuelle zu diskriminieren sind. Und diese Anweisungen (der Koran ist großteils in der Befehlsform geschrieben, im Unterschied dazu die Bibel nur in Erzählform) spiegeln sich leider im typischen Verhalten vieler Muslime weltweit wieder. Das müsste eigentlich auch für die Linken erkennbar sein.

  • @Vogel „Wir sollten noch mehr Menschen gegen diese Auftritte von diesen rechts-gerichteten, mitunter gewaltbereiten Menschen dieser PEGIDA, mobilisieren, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.“ Also mit wem ins Gespräch? Mit PEGIDA? Aber dort habe ich leider keine gewaltbereiten Menschen gesehen, nur bei den „linkspubertierenden Gegendemonstranten“, die PEGIDA am 10.11.2014 stören und stürmen wollten. Ich habe mich zwecks sachlicher Diskussion schon an Politologen, Parteimitglieder einer eher linken Partei, Medien u.a. gewandt, ohne je eine Antwort zu erhalten. Mein Fehler ist sicherlich, dass ich mich nicht schon vor (!) einer Diskussion mindestens 10x von PEGIDA und allen andereren „vermeintlich“ oder tatsächlich Rechten distanziere. So kommt leider kein Dialog zustande!

    Übrigens: „Ein Dialog ist [laut Wikipedia] eine mündlich oder schriftlich zwischen zwei oder mehreren Personen geführte Rede und Gegenrede.“ oder Bedeutung laut Duden: Gespräche, die zwischen zwei Interessengruppen geführt werden mit dem Zweck des Kennenlernens der gegenseitigen Standpunkte.

    Von Vorverurteilung des „Redegegners“ steht da nichts!

  • Übrigens war es vor der Wende 1989 die SED mit ihren Blockparteien, die ein Neues Forum von vorherein als „konterrevolutionär“ und nicht auf Augenhöhe behandelte
    Heute sind es wieder „Blockparteien“, die „Besorgte Eltern“ (nicht meine Sache) oder Gegner des Islamismus ebenso behandelt. Auf Dauer gehen solche Vorgehensweisen niemals auf, manchmal dauert es eben 40 Jahre!

  • Fernsehempfehlung zum Thema nicht ganz unpassend heute ARD 20:15 Uhr: Das Ende der Gewalt nach dem Buch von Kerstin Heisig. Falls die Freischaltung zu spät erfolgt, sollte man den Film über die Mediathek ansehen.

  • @ M.B.
    1. „In Deutschland herrscht Religionsfreiheit.“ und zwar nicht nur die „positive Religionsfreiheit“, also die freie Wahlmöglichkeit zwischen den Religionen, sondern auch die „negative Religionsfreiheit“, also das aktive Bekennen zu keiner Religion bzw. zum Atheismus. Und das ist gut so!

    2. Der Islam ist leider nicht nur eine Religion, sondern gleichzeitig auch eine totalitäre Ideologie, ähnlich wie die „gottlosen Ideologien“ Nationalsozialismus und Stalinismus. In keinem islamischen Staat der Welt herrscht tatsächlich Religionsfreiheit, der Islam ist fast überall ganz offiziell Staatsreligion. Andere Religionen werden, wenn überhaupt, nur als „zweite Klasse“ anerkannt. Atheisten, Homsexuelle werden oft grausam verfolgt, Frauen fast überall benachteiligt, alles im Namen des Korans. Eigentlich müssten doch die Gläubigen aller anderen Religionen (insbesondere die Juden, auch außerhalb Israels), Atheisten, Homsexuelle, Transvestiten, Feminstinnen usw. (bitte gewaltfrei) gegen den Islam sein, zumindest gegen eine fortschreitende Ausbreitung mittelalterlicher Gepflogenheiten im „westlichen Kulturkreis“ (hier gab es mal eine Aufklärung und eine weitgehende Trenung von Staat und Kirche – Dinge, die der Islam nicht kennt bzw. nicht akzeptiert). Stattdessen schmieden sie „breite Bündnisse“ gegen „Rassismus“, Neonazis usw.! Dabei sind Musline gar keine „Rasse“, sie gehören verschiedenen Völkern wie Semiten, Indoeuropäern, Malaien und Schwarzafrikanern an, ohne dass ich jetzt diese Aufzählung auf neuste Erkenntnise von Ethnologen oder Political-correctness-Fans überprüft habe. 😉

    Man erkläre mal Gegnern des Islamismus diesen (scheinbaren?) Widerspruch. Nicht die Gefahr wird bekämpft, sondern die, welche die (vermeintliche oder tatsächliche) Gefahr erkennen und benennen! Über die Gefahr selbst wird praktisch nicht gesprochen und nur äußerst selten ehrlich diskutiert. Hier läuft bei „linken“ und „gutgürgerlichen“ Tabuanhängern gewaltig was schief. Ich habe Angst um die Zukunft in diesem Land!

  • Frage: Wieso ist es rassistisch, wenn man gegen die Mißstände im Land demonstriert ? Zeigt mir ein anderes Land, daß sich so tolerant gegenüber Wirtschaftsflüchtlingen, Scheinasylanten und Kriminellen verhält wie Deutschland ! Ich bin gewiß kein Rassist, nur weil ich Ruhe und Frieden im Land haben will !
    Der gleiche Personenkreis, der „Refugees welcome“ oder „kein Mensch ist illegal“ propagandiert, schreit im gleichen Atemzug “ Nie wieder Deutschland“ und „Deutschland verrecke “ !! Ein Schelm der sich Böses dabei denkt !

  • Warum sind wir 1989 in Leipzig auf die Straße gegangen? Bestimmt nicht weil es uns in der DDR so schlecht gegangen ist und auch nicht, weil wir nicht reisen durften – nein wir wollten uns nicht mehr von den Bonzen bevormunden lassen. Und was haben wir heute? Die gleiche Scheiße. Der Volkswille wird einfach ignoriert. Wer eine andere Meinung als vorgegeben hat, wird zwar nicht eingesperrt, wird aber als Neonazi oder Altkommunist beschimpft und muss mit Berufsverbot oder anderen Nachteilen rechnen. So was nennt sich Demokratie und Rechtsstaat? Ich habe volles Verständnis für Kriegsflüchtlinge auch wenn es Moslems sind. Aber wir lösen dieses Problem nicht wenn wir alle aufnehmen und fleißig weiter Waffen und Munition über Drittländer liefern. Wir schaffen damit die Probleme nur noch ins eigene Land. Moslems und Ungläubige das geht einfach nicht, auch wenn die Ungläubigen sehr tolerant sind. Außerdem haben wir eine Kultur zu verteidigen oder wollen wir dann auch den Orient mit unseren Kirchen verhunzen. Kirchen gehören nach Europa, Moscheen nicht.

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