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23.04.2009 Erstaufführung von „Chaostage“ (Update 23.04.)

23. April 2009 - 10:00 Uhr - 4 Ergänzungen

„Chaostage“

Wann? ab 23. April 2009
Wo? Schauburg Dresden

»Chaostage« – und ab dafür! Das wir ostdeutschen unsere Ausländerfeindlichkeit quasi auf den Töpfchen der Kindergärten aufgesogen haben, durften wir ja bereits lernen. Doch wie war es im Westen Deutschlands als der Punkrock auf den Straßen regierte, „Deutschland muss sterben, damit wir leben können“ aus den Boxen schepperte, der Asphalt brannte, sich Spießer ins Höschen pinkelten und Polizei wie Soziologen vor einem Phänomen standen, das sie einfach nicht begreifen konnten?
1996 erschien der gleichnamige Roman des ZAP-Herausgebers Moses A. aus dem die jungen Filmemacher Tarek Ehlail und Matthias Lange einen Film gezaubert haben. »Chaostage« ist schnell, laut, hart – so unberechenbar wie Punk nur sein kann – eine Geschichte, wie sie jederzeit und überall wieder geschehen könnte: Deutschland an einem ganz normalen Wochenende im Sommer. Die Mischung aus Bier, Sonne, Musik und einer saftigen Brise Wut im Bauch ist stimmig und als sich die Wege von Punks, Skins und Autonomen schließlich kreuzen explodiert sie…

In einer gelungen Kombination geben sich in »Chaostage« Zeitzeugenaussagen mit Spielfilmszenen die Klinke in die Hand. Zu Wort kommen neben vielen anderen Punkgrößen Bandmitglieder von „Slime“, „Toxoplasma“, „Hammerhead“, „Kassierer“, „Pöbel & Gesocks“, der Chaos-Mann Karl Nagel und Schauspieler Ben Becker.
In den Filmszenen geben sich unter anderem Claude-Oliver Rudolph, Martin Semmelrogge, Ralf Richter, Stipe Erceg, Rolf Zacher und Helge Schneider die Ehre. Und die Textzeilen der Zeit gibt es musikalisch natürlich auch auf die Ohren.
Sehr zur Freude der BLÖD-Zeitung gab’s im Rahmen der Filmpremiere in Hannover übrigens chaotische Zustände während eines Punkkonzertes und auf der anschließenden Premierenfeier in einem Grand Hotel, welches die Party sponserte. Wir gehen an dieser Stelle mal davon aus, dass ihr nach dem Genuss des Filmes nicht unbedingt die Schauburg in Schutt und Asche legt. Kreativität ist gefragt – damals wie heute!

(Update 23.04.)

Ausgewogen und seriös wie wir sie kennen, berichtete auch die BILD-Zeitung in ihrer Dienstag-Ausgabe von der Filmpremiere und verweist darauf, dass zum gleichen Anlass bereits in Hannover und anderen Städten hunderte Punks bzw. Autonome randaliert hätten. Da passt es dann auch ins „Bild“, dass der Film heute in der Schauburg seine Dresden Premiere feiert. „Ausgerechnet mitten im Szeneviertel Neustadt“, wo „Straßenschlachten und Krawalle oft üblich [sind]“. Als Beispiele werden angebliche WM-Krawalle angeführt und dabei vermutlich auf einen Überfall von Nazis nach dem EM Halbfinale zwischen Deutschland und der Türkei auf mehrere Dönerläden angespielt. Ein anderes Beispiel sind die nur von der BILD-Zeitung festgestellten „Krawalle bei der Nettomarkt-Eröffnung im Dezember“ (wir berichteten). Eigentlich sind „journalistische Leistungen“ wie diese ein Fall für den deutschen Presserat. Ein Instrument, das gerade bei einer millionfach gelesenen Zeitung wie der BILD öfter genutzt werden sollte, denn in den meisten Fällen sind die Leserinnen und Leser dieser Zeitung alles andere als reflektierte Menschen.

Quelle: Schauburg Dresden


Veröffentlicht am 23. April 2009 um 10:00 Uhr von Redaktion in Kultur, News

Ergänzungen

  • Klingt ja ganz intersannt aber warum wüsst ihr wieder die halbe stadt mit Aufklebern dafür beflastern? Das ist Sachbeschädigung!

  • Ich würd sagen anschließend saufen vorm Polizeirevier an der Bautzner, die ham doch nen großen Parkplatz!

  • da die blöd zeitung so ein trara um die premiere macht und straßenschlachten im „szeneviertel“ erwartet würd ich vorschlagen: donnerstag treffen vor der schauburg und saufen…lasst uns klischees erfüllen. schubladen sind da um besetzt zu werden 😉

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