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Selbstmord im Asylsuchendenheim Frankenau

28. August 2009 - 15:35 Uhr

Im Asylsuchendenheim Frankenau nahm sich eine 32-jährige Frau am 24. August das Leben. Aufgrund der stark rückläufigen Zahlen der Asylsuchenden soll das Heim geschlossen werden, am Montag folgte die Räumung. Dagegen wehrte sich die Frau.
Seit das Grundrecht auf Asyl 1993 faktisch abgeschafft wurde, ist es für Flüchtlinge kaum noch möglich, in Deutschland Asyl zu bekommen. Wurden Anfang der 90er Jahre noch über 300.000 Anträge gestellt, waren es in den letzten Jahren nur noch etwa 30.000. Im Jahr 2006 wurden von diesen ganze 251 anerkannt, das entspricht einer Rate von 0,8%. Nur bei nachgewiesener politischer oder sexueller Verfolgung wird Asyl gewährt. Dieser Nachweis ist oft sehr schwierig und mit großen Belastungen verbunden. (Bspw. dann, wenn eine (drohende) Vergewaltigung oder Beschneidung nachgewiesen werden soll.) Außerdem können Flüchtlinge auf Grund der so genannten „Drittstaatenregelung“ in andere EU-Länder abgeschoben werden, wenn sie von dort, nach Deutschland gekommen sind. Diese Regelung gilt für alle EU-Staaten. Kettenabschiebungen nach Griechenland oder Spanien sind die Folge. Momentan wird daran gearbeitet, auch nordafrikanische Staaten als „sichere Drittstaaten“ anzuerkennen, um Flüchtlinge dorthin abschieben zu können. (mehr Infos)

Die Bearbeitungszeit für einen Antrag auf Asyl, kann sehr lange dauern. Während dieser Zeit sind die Flüchtlinge meistens in Sammelunterkünften untergebracht. In Mittelsachsen gibt es momentan drei Asylbewerberheime. Döbeln mit einer Kapazität für 250 Personen, Mobendorf für 230 und Freiberg für 160 Personen. Unwürdige Zustände in den Heimen und Restriktionen im gesamten Alltag prägen das Leben der Asylsuchenden. Aufgrund der „Residenzpflicht“, die es in dieser Form nur in Deutschland gibt, dürfen sie den ihnen zugeteilten Landkreis nicht verlassen. Für viele herrscht Arbeitsverbot. Einkaufen können Asylsuchende oft nur mit so genannten „Lebensmittelkarten“ in noch dazu überteuerten Geschäften. (mehr Infos)

Die Menschen, denen kein Asyl gewährt wird, werden irgendwann abgeschoben. Das sind oft Menschen, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben, die deutsche Sprache beherrschen, hier arbeiten und sich einen Freundeskreis aufgebaut haben. Sie sollen in Länder zurück, aus denen sie geflohen sind, wo sie verfolgt worden und wo sie sich längst fremd fühlen, wo sie niemanden kennen. Abschiebungen werden von der Polizei meist Nachts und mit großer Brutalität ausgeführt. Dabei werden Familien getrennt und der Besitz der Menschen beschlagnahmt. Auch die Kosten für die Abschiebung müssen sie tragen.

Die 32-jährige Frau sollte in das Heim in Mobendorf (siehe Bilder) gebracht werden. Der Leiter des Heims, Dieter Weinberger dazu in der Freien Presse vom 26. August: „Eine solche Reaktion, so Weinberger, habe jedoch niemand erwartet, zumal die Art Unterbringung in Mobendorf kaum Wünsche offen lasse. ‚Alle Neuankömmlinge werden in renovierten Bungalows mit 60 Quadratmetern Grundfläche wohnen.‘“

Das Heim in Mobendorf liegt unerreichbar mitten in der Pampa, ein Bus kommt selten, die nächsten Dörfer und Städte sind viele Kilometer entfernt. Außer dem Heim und den Bungalows, gibt es dort nichts.

Quelle: Antifaschistische Gruppe Freiberg (26.08.09)


Veröffentlicht am 28. August 2009 um 15:35 Uhr von Redaktion in Antifa, News, Soziales

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