Alle Artikel zum Thema: Jungle World

Nazis

Die Attraktivität der Kleinstadt

29. Oktober 2011 - 10:32 Uhr - Eine Ergänzung

Von Michael Bergmann

»Ich dachte, jetzt werden die gleich alles anzünden«, sagt der ältere Herr, der aus Angst seinen Namen nicht nennen möchte. Er wohnt in Stolpen, einer Kleinstadt in der Sächsischen Schweiz. Sichtlich schockiert berichtet er von einem Aufmarsch, der Ende September unmittelbar vor seiner Haustür stattgefunden hat. An Bilder des Ku-Klux-Klan habe ihn die Szenerie erinnert, nur »viel näher und realer«. Durch Sprechchöre wie »Nationaler Sozialismus – jetzt!« sei ihm klar geworden, dass es sich um Nazis handelte, die mit Fackeln durch die Stadt zogen. Mit dem Nachbarn habe es danach allerdings ein wenig Streit gegeben, denn der habe vermutet, es seien Linke gewesen. Schließlich »waren alle schwarz angezogen, haben Radau gemacht und mitten in der Nacht ein Feuerwerk angezündet«. So etwas machen die Rechten nicht, meinen einige im Ort.

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News

Verprügeln mir Fair Play

8. September 2011 - 09:52 Uhr

Von Michael Bergmann

Die Angeklagten im Prozess gegen die »Hooligans Elbflorenz« könnten den Durchschnitt der männ­lichen deutschen Bevölkerung zwischen 19 und 35 Jahren repräsentieren: ein Versicherungskaufmann, ein Inhaber eines Parkettstudios, ein Türsteher, ein Auszubildender und ein organisierter Neonazi. Ihre Gemeinsamkeit besteht in der Freude an gewalttäigen Auseinandersetzungen mit Ihresgleichen: Über Jahre hinweg sollen die fünf Männer Anführer einer Gruppe von bis zu 50 Hooligans gewesen sein, die sich in der bundesdeutschen Szene durch zahlreiche erfolgreiche »Matches« einen Namen gemacht hat. Bei diesen »Matches« handelt es sich um sogenannte Dritt­ort­auseinandersetzungen, das heißt um Verab­redungen mit anderen Hooligan-Gruppen, um nach vereinbarten Regeln, jenseits von Stadion und Ligabetrieb, aufeinander loszugehen. Ein »Match« dauert in der Regel nicht länger als eine Minute. Die Staatsanwaltschaft Dresden und eine Sonderermittlungsgruppe des LKA Sachsen vermuteten die Bildung einer kriminellen Vereinigung und verfolgten die Gruppe.

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Nazis | News

An die Wand, und Feuer!

17. August 2009 - 11:21 Uhr

Von Markus Ströhlein

»FN-Gladbeck« konnte einen gewissen Jagdeifer nicht verhehlen: »Verbreitet die Videos, Fotos und Stimmenproben weit möglichst, damit dieses kranke Schwein gestellt werden kann! Helft mit!« Einem Schreiber mit dem Pseudonym »Han­nes Larsson« erging es ähnlich: »Werde den Link gleich im Freundeskreis rumschicken. Können wir ja nur hoffen, dass dieses kranke Schwein von irgendwem erkannt wird.«

In der vergangenen Woche veröffentlichte das Bundeskriminalamt (BKA) Videos, Fotos und Stimmproben eines Mannes, der dringend ver­däch­tig war, mehrfach Kinder schwer sexuell miss­braucht, kinderpornografische Videos hergestellt und diese verbreitet zu haben. Auch »FN-Gladbeck« und »Hannes Larsson«, Nutzer des rechtsextremen Internetportals »widerstand.info«, hatten an­scheinend von der Fahndung, über die in etlichen Medien berichtet wurde, Notiz genommen. Der Fall erledigte sich aber ohne rechtsextreme Hilfe. Der gesuchte Mann stellte sich noch in der vergangenen Woche der Polizei.

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Nazis | News

Ruhe für die Landsmannschaft

12. Juli 2009 - 13:33 Uhr

Von Matthias Galle

Darf man mit »lauter, jüdischer Musik« einen Aufmarsch von Nazis stören? Nein, findet die Staatsanwaltschaft Dresden und fordert 150 Euro Bußgeld von einem Stadtrat der Grünen.

Dresden macht es den Nazis nicht allzu schwer. Dieser Eindruck entsteht zumindest angesichts des Umgangs der Behörden mit den Protesten gegen die jährlichen rechtsextremen Demons­tra­tionen zum Jahrestag der Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Auch in diesem Jahr durften die Nazis auf ihrer Route unter anderem durch die barocke Altstadt marschieren. Das Ordnungsamt und die Polizei verhinderten dabei einen wirkungsvollen und für die Nazis deutlich wahrnehmbaren Protest.

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Antifa | News

Die Antifa ist traurig

7. Februar 2009 - 12:11 Uhr - Eine Ergänzung

von Michael Bergmann und Matthias Galle

Zum Jahrestag der Bombardierung rufen in Dresden in diesem Jahr zwei verschiedene Antifa-Bündnisse zum Protest gegen Naziaufmärsche und Gedenkveranstaltungen auf. Die Frage nach der Legitimität gemeinschaftlicher Trauer um deutsche Bombenopfer hat zu einer Spaltung der Dresdner Antifa geführt.

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Nazis | News

88 gerade sein lassen – Wie im »Kampf gegen den Extremismus« in Sachsen die »akzeptierende Sozialarbeit« mit jungen Nazis befürwortet wird.

8. Januar 2009 - 19:27 Uhr

Von Till Grefe

Termine für Pressefotografen sind nach Razzien gegen Nazis in Sachsen mittlerweile Routine. Stets packt die Polizei Tische mit Waffen, CDs, Stahlhelmen und Hakenkreuzfahnen voll, die mal den »Skinheads Sächsische Schweiz«, mal dem »Sturm 34« aus Mittweida und mal Nazis aus dem Vogtland gehören.

Ende November durchsuchten 136 Polizisten in der ostsächsischen Lausitzregion 16 Wohnungen und den Treffpunkt der Nazitruppe »Nationaler Jugendblock« (NJB). Grund der Razzia in Zittau war der Vorwurf der Körperverletzung und des Raubs gegen 16 Männer im Alter von 20 bis 37 Jahren. 1100 Ton- und Datenträger, Dutzende Hieb-, Stich- und Schusswaffen – darunter ein einsatzfähiger Karabiner, Munition, Stahlhelme und Schlagstöcke –, T-Shirts mit Aufdrucken wie »Ehre im Herzen – Hass in den Augen« und Propagandaschriften wie der Völkische Beobachter und Flugschriften wie »Wer beim Juden kauft, ist ein Volksverräter« konnte die Polizei vorzeigen.

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