Kultur

Müll als Sinnbild – Ein Gespräch mit „Gossenboss mit Zett“

31. März 2011 - 22:17 Uhr - 2 Ergänzungen

Hi Gossenboss, wir sind von addn.me, dem Versuch einiger weniger politisch und kulturell interessierter Menschen, in Dresden ein alternatives Nachrichtenportal abseits lokaler Medienberichtserstattung zu etablieren. Wir bewegen uns selbst im subkulturellen Bereich der Stadt und sind durch die nicht zu übersehende Aufkleberpräsenz auf Euch (stupidozid) und Dich als Rapper aufmerksam geworden. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschlossen, Dich selbst zu Wort kommen zu lassen.

1. Wie lange gibt es Dich schon und was hat Dich dazu bewegt, Rapmusik zu machen?

Mich gibt es seit cirka 25 Jahren, allerdings mache ich erst seit 3 bis 4 Jahren Musik.
Ich habe irgendwann durch ein paar Freunde damit angefangen und gemerkt das ich Spaß daran habe.
Wir haben begonnen Texte zu schreiben und eigene Beats zu produzieren. Seit dem nennen wir uns Stupidozid, a.k.a. die schlechtesten Rapper Deutschlands.

2. Uns ist aufgefallen, dass Du mit Deiner Musik sehr viel über das Thema Müll zu vermitteln versuchst. Welchen Hintergrund hat das?

Der Müll in meinen Texten ist eine Art Sinnbild für die verschiedensten Dinge die in meinem Kopf umherschwirren und beim Schreiben nach Außen gelangen. Er hat viele Gesichter und setzt sich aus allen möglichen Einflüssen die mich umgeben zusammen. Darum nimmt meinen Müll auch jeder anders wahr und interpretiert die verschiedensten Dinge hinein. Ich finde es lustig damit inhaltlich zu spielen und somit gewisse Thematiken zu verpacken.

3. In Deinen Videos nutzt Du ein sehr außergewöhnliches Outfit, Dein Gesicht ist verdeckt und Deine aufgemalten Augen sind verdreht, was hat es damit auf sich?

Das war eigentlich alles nur mal’n Spaß auf nem Festival, da bin ich dann 3 Tage im übelsten Zustand damit rumgerannt und fand das so witzig, dass ich mir dachte, lässte das Ding gleich für immer auf. Im Nachhinein bin ich sehr froh über meine Maske, da ich mein Gesicht so nicht dauernd im Internet zu sehen bekomme.

4. Die neue EP mit Monkay „Scheiße braucht Zeit“ erschien relativ kurz nach dem Album „Mehrwegmusik“. Diese Veröffentlichungsdichte ist eher unüblich, abgesehen davon dass Du auf eurer Internetseite die Alben kostenlos anbietest. Steckt eine Philosophie dahinter oder versuchst Du damit, ein Label zu finden?

Scheisse Braucht Zeit by Gossenboss mit Zett

Meine Musik zu verkaufen kam für mich bis jetzt nie in Frage, aus dem einfachen Grund das es keinen Menschen gab, der meine Musik kannte. Durch die vielen Download Veröffentlichungen wurden anscheinend ne Menge Leute auf mich aufmerksam und die Alben haben sich schnell verbreitet. Natürlich war es nie mein Hauptziel irgendwelche Labels zu erreichen oder damit Geld zu verdienen, aber wenn ich sowieso nix anderes mache und mir Leute dafür etwas geben wollen, wieso nicht?! Solange ich weiter machen kann was mir Spaß macht ist alles in Ordnung.

5. Deine Musik hat wenig mit dem klassischen Underdoggedanken zu tun, Du rappst über Müll und nicht über Goldketten und dicke Autos. Kann man das als Kritik am zum Mainstream gewordenen Deutschrap auffassen? Anders gefragt: Du bezeichnest Dich selbst als „schlechten Rapper“, wird schlecht das neue gut?

Das möchte ich ungern vorweg nehmen, da ich denke das da viele geteilter Meinung sind und ich lieber den Zuhörer entscheiden lassen möchte. Deutscher Rap wird von meinen Hörern genauso unterschiedlich aufgefasst. Die einen feiern alles mögliche was es so gibt, und die anderen finden Deutschrap halt einfach nur peinlich. Bei Rappern ist es oft der Fall dass sie sich selbst für den Besten der Besten der Besten halten, aber das Problem bei der Sache ist, spätestens eine Straßenecke weiter steht der nächste Rapper der sagt, er ist der Beste. Das wird auf Dauer einfach nur lächerlich. Ich möchte ein stückweit entgegen wirken und dem Zuhörer klarmachen, dass er selbst zu entscheiden hat was er für gut oder einfach nur scheisse befindet, deswegen sage ich von vornherein ich mache schlechten Rap.

6. Thema Frauen, in euren Videos kommt das andere Geschlecht so gut wie gar nicht vor, in der Hip-Hop Szene ist das eher unüblich, was steckt dahinter?

Der nächsten Frau mit der ich ein Gespräch führe, werde ich genau diese Frage stellen, denn ich kann sie mir leider auch nicht beantworten.

7. Musikalisch ist uns aufgefallen, dass Du im Unterschied zu vielen anderen deutschsprachigen Rappern sehr viel Wert auf passende Beats zu legen scheinst. Wer zeigt sich da verantwortlich?

Ich folge bei der Wahl meiner Beats eigentlich nur meinem Geschmack und ob ich mich grad danach fühle.
Für die meisten Gossenboss Produktionen ist sicherlich der in Moritzburg wohnende Cana verantwortlich, aber auch leute wie BenCredit oder Monkay aus Dresden haben schon viel für mich gebastelt. Generell kann man sagen das mein zweites Album „Mehrwegmusik“ komplett von Cana produziert wurde, wobei die darauffolgende EP „Scheisse braucht Zeit“ aus Monkays Labor stammt. Hin und wieder drück ich aber auch mal die Tasten und schraube mir selber ein Instrumental zusammen.

8. Deine Liveauftritte sind bis jetzt eher spärlich, darum zum Schluss noch die Frage, wann und wo wir und Deine Fans Dich in der nächsten Zeit Live erleben können?

Leider konnte ich in der Vergangenheit nur wenig live rappen, bin aber gewillt dies zu ändern und vor allem endlich mal wieder in Dresden aufzutreten. Im Mai sind einige Auftritte geplant, unter anderem in Schwäbisch Hall, Paderborn, Aurich und verschiedenen anderen Städten Deutschlands. Die genauen Daten dazu findet ihr demnächst auf meiner Facebook Seite.

Überprüft auch unsere Internetseite www.stupidozid.com wo es meine aktuelle Veröffentlichung „Scheisse braucht Zeit“ sowie alle anderen kostenlosen Stupidozid Erscheinungen zum runterladen gibt.

yör …

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Veröffentlicht am 31. März 2011 um 22:17 Uhr von Redaktion in Kultur

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