Kultur

Take That-Fans fordern Gedenken an 13. Februar 1996

9. Februar 2013 - 14:21 Uhr - 15 Ergänzungen

Während am 13. Februar in Dresden wieder tausende Menschen an die Bombardierung der Stadt vor 68 Jahren erinnern, gerät ein Ereignis zunehmend in Vergessenheit. Nicht einmal ein Jahr nach dem Ausstieg von Robbie Williams 1995, gaben an jenem schicksalshaften 13. Februar 1996 auch die übrigen Mitglieder der Boygroup aus dem Nordwesten Englands das Ende von Take That bekannt. Das Aus an jenem „schwarzen Dienstag“ ruft für viele Fans der mit Hits wie „Back for Good“ oder „How deep is your Love“ bekannt gewordenen Band auch heute noch schmerzhafte Erinnerungen wach. Wir haben uns in Dresden mit einigen Menschen getroffen, die dieses Ereignis zum Anlass genommen haben, um gemeinsam an jenen schicksalhaften Tag zu erinnern und ein würdevolles Gedenken an eine der wohl erfolgreichsten Boygroups unserer Zeit zu ermöglichen.

1. Karla, du bist Mitbegründerin der Gruppe „Never Forget – Für ein würdiges Gedenken an Take That“. Wer seid ihr und was genau ist euer Anliegen?

Wir sind eine Gruppe ganz normaler Menschen, die,wie viele andere unserer Generation, eine große Leidenschaft teilen: Die Liebe zur britischen Boygroup „Take That“. Die Band hat uns durch unsere Jugend begleitet; ihre Musik war eine Zeit lang so etwas wie der Soundtrack unseres Lebens. Als dann am 13. Februar 1996 die Meldung über die bevorstehende Auflösung kam, ist für viele von uns eine Welt zusammengebrochen. Die Stadt Berlin hatte sogar extra ein Sorgentelefon eingerichtet, es gab sogar Selbstmorde die mit diesem Ereignis in Verbindung standen. Von vielen Freundinnen weiß ich, dass sie das Ende von Take That heute als die schrecklichste Zeit ihres Lebens bezeichnen. Auf der anderen Seite wurde uns teils hämisch Freude oder Verständnislosigkeit entgegengebracht. So haben sich viele mit ihrer Trauer ins Private zurückgezogen, sie regelrecht in sich hineingefressen. Es gab sonst dafür einfach keinen Platz. Jeder folgende 13. Februar war danach wieder eine schmerzliche Erinnerung an das Ereignis, doch du dachtest dir, dass du alleine mit deiner Trauer bist und dich sowieso niemand verstehen würde.
Das hat sich geändert, als ich Lisa und Tricia kennengelernt habe. Durch Zufall haben wir erfahren, dass wir das gleiche Schicksal teilen. Das zu erkennen hat uns stark gemacht und uns letztendlich den Mut gegeben, uns nicht länger zu verstecken sondern das einzufordern, was all die Jahre keinen angemessenen Platz in der Öffentlichkeit fand: Ein würdiges Gedenken an den 13. Februar 1996.

3. Könnt ihr nochmal kurz zusammenfassen was ihr bisher unternommen habt?

Also zuerst haben wir uns zusammengesetzt und uns einfach mal den Frust von der Seele geschrieben. Herausgekommen ist ein Text, den wir dann auf unseren Blog gestellt haben, damit auch andere Leidensgenossen darauf aufmerksam werden, dass wir einen ersten Schritt gegangen sind. Die Reaktionen waren überwältigend, wir haben viele herzerwärmende Emails und Zuspruch erhalten.
Danach wurde uns klar: Wir brauchen ein öffentliches Gedenken am 13. Februar. Dafür hatten wir uns bereits an die „AG 13. Februar“ mit der Bitte gewandt, unser Anliegen mit in ihre Planungen einzubeziehen. Dies wurde aber bis zum heutigen Tag ignoriert; wir haben leider nie eine Antwort erhalten.
Seitdem fahren wir zweigleisig: Zum einen wollen wir mit unserem offenen Brief an die Verantwortlichen in der Stadt und die Presse Druck ausüben, zum anderen planen wir nun selbst ein stilles Gedenken am 13. Februar an der Frauenkirche. Der größere, würdevollere Rahmen wäre uns lieber, doch bevor gar nichts passiert, nehmen wir das lieber selbst in die Hand. Auf Facebook haben auch schon viele Leute zugesagt. Das zeigt, dass es vielen ähnlich geht wie uns.

4. Du hast schon die „AG 13. Februar“ erwähnt. Stellt es sich als problematisch dar, dass der 13. Februar in Dresden schon mit etwas anderem „belegt“ scheint?

Auf jeden Fall! Im Prinzip könnte an diesem Tag ja Platz sein für Gedenken an verschiedene Dinge; und das sollte es auch, denn schließlich haben wir uns den Tag ja nicht ausgesucht. Doch wir fühlen uns hier unerwünscht mit unserem Anliegen. Die Stadt und viele ihrer Bürger scheinen den Tag für sich vereinnahmen zu wollen. Doch Opfer sind schließlich Opfer und Leid ist Leid.
Ab und zu gibt es auch ignorante Stimmen, die uns erzählen wollen, dass das damals alles gar nicht so schlimm gewesen sei, dass wir einfach noch jung waren und dass es schließlich nur eine Boyband gewesen sei usw. Diesen Menschen können wir nur immer wieder sagen, dass sie das überhaupt nicht beurteilen können wenn sie nicht dabei gewesen sind. Wer 1996 nicht vor dem Hintereingang des Hilton mit selbstgemalten Pappschildern gewartet und sich nicht am Sorgentelefon der BRAVO die Seele aus dem Leib geweint hat, wer nicht auch daran dachte, dass er ohne diese Band nicht weiterleben konnte, der braucht sich nicht anmaßen darüber urteilen zu wollen.

5. Ihr könnt also keinen Unterschied zwischen dem Gedenken an die Bombardierung Dresdens und dem an die Auflösung Take Thats erkennen?

Doch, Unterschiede gibt es da schon. Die Opfer der Bandauflösung waren, im Gegensatz zu den meisten Opfern der Bombardierung Dresdens, zum Beispiel total unschuldig an ihrem Leid. Außerdem ist seit der Zerstörung der Band viel weniger Zeit verstrichen als seit der Zerstörung der Stadt und entsprechend frischer sind die Wunden. Aber nur damit ihr uns nicht falsch versteht: Wir haben nichts dagegen, wenn Menschen in Dresden am 13. Februar um ihre Opfer trauern, doch wir möchten davon nicht ausgeschlossen werden.

6. Seid ihr böse auf Take That? Schließlich sind sie ja in gewisser Weise für euer Leid verantwortlich gewesen.

Was ist das denn für eine Frage? Also im ersten Moment nach der Trennung hatten wir als Fans schon das Gefühl: Warum bloß haben sie uns im Stich gelassen? Gab es denn keine andere Lösung? Mussten unzählige Herzen gebrochen werden? Aber im Endeffekt werden sie ihre Gründe gehabt haben. Manchmal passieren Dinge auf der Welt, die so keiner gewollt hat. Wir können heute nur die Geschehnisse betrauern. „Böse auf Take That“ – niemals! Denn sie haben unsere Leben erst lebenswert gemacht.

7. Was fordert ihr konkret? Wie soll ein Gedenken an Take That eurer Meinung nach aussehen?

In unserem Offenen Brief an die Verantwortlichen der Stadt und an die Presse haben wir das schon ganz klar benannt; es sind bisher vier Forderungen:
1. die explizite Erwähnung der Opfer der Bandauflösung in der Rede von Frau Orosz an der Menschenkette
2. zusätzlich zu den weißen Rosen sollen auch Anstecker mit dem Bandlogo von Take That verteilt werden
3. Errichtung eines Denkmals zu Erinnerung an den 13. Februar 1996, konkret stellen wir uns zum Beispiel aus Stein geformte Teddybären und Grabkerzen vor, aber auch ein abstrakter Entwurf wäre denkbar
4. ein Dialog auf Augenhöhe zur Ausgestaltung zukünftiger Jahrestage

8. Eure Initiative findet auch bei Linken Zuspruch. Wie steht ihr dazu?

Ja, wir haben auch den Eindruck, dass viele Linke unsere Initiative begrüßen und auch im Internet verbreiten. Das hat uns zuerst verwundert, aber dann sagten wir uns: Solange sie unser Gedenken nicht wiederum für ihre Zwecke missbrauchen, solange es um unsere Sache geht, ist uns das egal.
Vielleicht hat das aber auch damit zu tun, dass Linke sich traditionell auf die Seite der Unterdrückten stellen und uns deswegen unterstützen wollen. Der Zuspruch macht uns auf jeden Fall Mut.

9. Die schwierigste Frage zum Schluss: Welche sind eure „Lieblings-Boys“?

Das ist bei uns ganz unterschiedlich. Ich stehe mehr auf Mark Owen, Lisa ist Robbie-Fan und Tricia ist der Meinung, es sollte da gar keine unterschiedlichen Wertigkeiten geben, vielmehr müsste man Take That als Ganzes lieben. Unser Zusammenhalt trotz dieser Vielfalt ist gerade das, was uns stark macht.

Vielen Dank für das Interview!


Veröffentlicht am 9. Februar 2013 um 14:21 Uhr von Redaktion in Kultur

Ergänzungen

  • Ich bin Take That Fan seit 1994 und ich habe sehr gelitten am 13.02.1996. Ich bin weiterhin Fan geblieben.
    Das was diese Fans von sich geben, ist eine Beleidigung für alle Take That Fans, die ich kenne! Und erst recht für die Opfer und Hinterbliebenen der Bombardierung!
    Nicht mal in England, dass Heimatland der Band, gibt es einen Gedenktag, sollten nicht dort mehr Selbstmorde (‚Opfer‘) gezählt worden sein? Ich konnte auch nach Recherchen im Internet keinen einzigen Namen eines Selbstmordopfers finden, dass sich wirklich wegen der Trennung umgebracht hat. Damit möchte ich nicht tatsächlich stattgefundene Selbstmorde relativieren oder verharmlosen nur sollte man bedenken, dass die Anzahl der Selbstmorde 1996 und 1997 statistisch sogar rückläufig war.

    Sollte man alle Fans an sich als Opfer sehen , kann ich selbstverständlich nachvollziehen das es damals eine schwere Zeit für uns war. Bitte denkt jedoch auch daran, dass es zum Erwachsenwerden gehört, zu lernen wie man mit Enttäuschungen im Leben umgeht und diese verarbeitet.
    Letztendlich haben Take That sich 2005 wiedervereint, ich war seitdem auf vielen Konzerten in Deutschland und England, habe tolle Frauen kennengelernt, die genau so denken und fühlen wie ich. Den 13. Februar belächel ich inzwischen und denke an schöne Momente mit der Band zurück und freu mich schon auf ein neues Album dieses Jahr.

    Meine Gedanken gelten den Bombenopfern Dresdens, über 6000 an einem Tag, darunter Frauen und Kinder, unschuldig!

  • Also mal ganz ehrlich, wenn alle Mitglieder von Take That das lesen koennten, wuerden sie sich an den Kopf greifen und fragen ob Ihr noch alle Latten am Zaun habt. Das ist jetzt 17 (!!!!!!!) Jahre her! Fuer alle anderen Take That Fans ist das hier echt peinlich und ein Witz! Ich weiss, dass ich hier mit Sicherheit fuer die meisten Fans schreibe und sage: Wir distanzieren uns davon!

  • Update:
    1. ColoRadio hat ein Interview mit Karla gemacht. Zum Nachhören gibt es das hier: http://freie-radios.net/53615

    2. Der Ablauf des Gedenktages für euch:
    Nachdem wir gestern viel damit beschäftigt waren, Missverständnise zu klären, sind wir nun endlich dazu gekommen, den Ablaufplan für Mittwoch aufzustellen.
    Wir möchten hier nochmal betonen, dass wir jegliche Vereinnahmung, egal ob von Rechts oder von Links, ablehnen!

    Unser grundsätzliches Anliegen ist es, den ganzen Tag unseren Boys zu widmen. Dafür wollen wir an verschiedenen Stellen Kränze, Blumen, Kuscheltiere, Bilder und Kerzen niederlegen und somit an die tragischen Geschehnisse vor 17 Jahren erinnern. Dies soll aber eher im individuellen Rahmen stattfinden, deswegen können wir nur alle Interessierten ermuntern, es uns gleich zu tun und zusammen mit den besten Freunden und Freundinnen an Orten eurer Wahl innezuhalten, zu gedenken und sich gegenseitig in dieser schweren Zeit zu unterstützen.

    An diesem Tag gibt es viele Gelegenheiten in der Stadt, geeignete Orte der Ruhe und Trauer zu finden: Auf dem Heidefriedhof findet ab 15h eine Gedenkveranstaltung mit unserer Oberbürgermeisterin Helma Orosz statt, welche dann, um 17h, auch die Menschenkette mit einer Rede am Rathausbrunnen „eröffnet“. Gerade an der Menschenkette wünschen wir uns von Frau Oberbürgermeisterin Orosz ein deutliches Zeichen der Solidarität mit unserem Anliegen.

    Den ganzen Tag über bietet der Neumarkt an der Frauenkirche genug Zeit und Raum für unsere stille Trauer. Dies ist auch der Ort an dem wir am Ende des Tages, um 21:30, noch einmal mit euch zusammenkommen wollen um alle gemeinsam ein Zeichen gegen menschliches Leid und Ungerechtigkeit zu setzen.Im Anschluss, nach Beendigung des stillen Gedenkens, möchten wir mit euch zusammen „Back for Good“, die wohl größte Hymne unserer britischen Überflieger, anstimmen.

    Für alle von euch, die mit der Stimme etwas aus der Übung sind, gibt es hier ein paar Hilfestellungen:
    – Einfach nur das tolle Video
    – mit Texten zum mitlesen
    – Selber singen

    Für diejenigen unter euch die nicht mehr so ganz textsicher sind haben wir bestimmt auch ein paar Liedzettel. Generell wird aber alles umso toller je mehr ihr euch selbst Gedanken macht. Es ist alles möglich, was zur würdevollen Stimmung dieses Tages passt.

    Hier auf dem Blog werden in der nächsten Zeit tolle Ideen zum Basteln hochladen. Wenn ihr auch was zeigen wollt dann schickt uns Bilder per Mail. Wir freuen uns!

    Aktuellste Infos immer auf unserem Blog
    http://neverforget.blogsport.de
    Facebook-Veranstaltungsseite:
    https://www.facebook.com/events/409140332502688/

  • Habt ihr jetzt einen kompletten schaden? Was hat bitte diese kackband mit DD zu tun ?? Hallo das maschieren gerade irgendwelche braunen Nasen durch DD aber sonst habt ihr kein Probs wa, gute sache mit Color radio aber eures Musikprogramm gefällt mir echt nicht , wie wärs mal mit guten dnb zbs Thx !

  • Ihr singt beim stillen Gedenken an der Frauenkirche lauthals Lieder und stört massiv den Ablauf der Trauerfeierlichkeiten. Ich finde es makaber, daß hier die Opfer einer Bombardierung verhöhnt werden, indem man sie mit Jugentlichen gleichsetzt, die die Auflösung einer Band nicht verkraften. Pfui, schämt euch!!!

  • Take That Gedenken am 13.2.? Haben sie euch völlig ins Hirn geschissen? Was für ein kranker Mist ist das denn?

  • Hi, ich bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen. Ich bin kein TT Fan, aber auch nicht gegen die Band. Ich bin aber ehrlich entsetzt, was ihr hier im Interview schreibt:

    Die Opfer der Bandauflösung waren, im Gegensatz zu den meisten Opfern der Bombardierung Dresdens, zum Beispiel total unschuldig an ihrem Leid.

    Solche Aussagen sind völlig daneben und krank!!! In welcher Form sind denn die Opfer der Bombenangriffe selbst SCHULD??? Schreibt bitte nicht so etwas, sondern wahrt die Verhältnismäßigkeit! Bei den Angriffen sind Menschen gestorben, Ihr habt Liebeskummer. Das zwei ganz verschiedene Dinge! Ich finde es von euch unverschämt, so viel Raum und Aufmerksamkeit für eine solche Banalität zu fordern!

  • Leute, ich habe beim Tod von Mally Young stark gelitten. Aber: Käme es mit einem Bombenangriff o.Ä. zusammen, hielte ich den Mund.

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