Nazis

Hintergrund: Mittendrin statt nur dabei

20. März 2012 - 19:43 Uhr

Die Dresdner RechtsRock-Szene ist fest verankert im europäischen RechtsRock-Netzwerk, besteht aus mehreren Neonazi-Bands und kann dabei auf eigene Labels, Geschäfte und Treffpunkte zurückgreifen. In einer losen Folge soll hier auf relevante Protagonisten in der sächsischen Landeshauptstadt eingegangen werden.

Wenn sich zum traditionellen Osterfestival 2012 der „Veneto Fronte Skinheads“ (VFS) im norditalienischen Verona voraussichtlich hunderte Neonazis aus ganz Westeuropa treffen, werden Dresdner Neonazis an exponierter Stelle dabei sein. Neben sechs weiteren Szenebands wird die Dresdner RechtsRockband Sachsonia auf der Bühne stehen.

Veneto Fronte Skinheads beim Rudolf-Hess-Trauermarsch 2004 in Wunsiedel
Veneto Fronte Skinheads beim Rudolf-Hess-Trauermarsch 2004 in Wunsiedel

Seit 13 Jahren existiert Sachsonia und zählt damit zu einer der dienstältesten rechten Rockbands. Seit 1999 tritt die Band von „Udo, Bocki, Carsten, Manu, Karsten“ vorrangig in Sachsen auf, absolviert aber auch Konzerte im bundesweiten und europäischen Raum, beispielsweise bei dem Blood & Honour-Netzwerk zuzuordnendem Ian-Stuart-Memorial in Kiew. Ihre Mitglieder nehmen ebenfalls an neonazistischen Demonstrationen teil und sind integriert in der lokalen rechten Dresdner Subkultur um die Freien Kräfte Dresden und deren Objekt „baubude“ auf der Oskar-Röder-Straße in Reick.

Sachsonia veröffentlichten bislang drei CDs, die allesamt bei PC-Records in Chemnitz produziert wurden. Über den „Megastore unter den RechtsRock-Labeln“ schrieb unlängst das Fachmagazin Der Rechte Rand: „Das Label „PC Records“ ist nicht nur das in den letzten Jahren aktivste Label, was die Anzahl der produzierten RechtsRock-Tonträger betrifft, sondern auch bezogen auf die Produktion von DVDs und die Präsenz bei Events der extremen Rechten. Sei es in Form von Ständen oder als Sponsor – „PC-Records“ ist ganz vorne mit dabei.“ (DRR, Nov/Dez 2011, Nr.133) So wurde von Ladeninhaber Yves Rahmel beispielsweise die 2007 von der Kameradschaftsszene herausgegebene und später beschlagnahmte Schulhof-CD produziert.

Musikalisch sind Sachsonia im klassischen RAC zu verorten: mehr oder weniger stumpfer Skinhead- (in der Selbstbezeichnung „Nazi-„) Rock’n’Roll. Textlich bietet die Band eine Fortsetzung neonazistischer Ideologiefragmente. Titel und Songtexte sprechen für sich: „Stoppt Multi-Kulti“, „Unvergessen“ (ein Lied über Horst Wessels) oder „Die linke Neustadt brennt“. Im Song „Amok“ heißt es: „Ich sitz hier im Gerichtssaal und seh‘ euch ins Gesicht, was ich gleich mit euch mache, das wisst ihr zum Glück noch nicht. Das Urteil ist gefallen, kein Mensch kann es versteh’n, doch in ein paar Minuten werdet ihr den Himmel nie mehr seh’n. Und plötzlich fallen Schüsse, Panik macht sich breit, Blut spritzt nach allen Seiten, es ist endlich soweit: Ich laufe Amok!“. Ihre Sicht auf Deutschland äußerten sie in einem Interview mit dem spanischen „Skinhead Magazine“: „The song is about our people’s situation. That is occupied by Jews, that they make all the laws, …“.

Die enge Szeneverbundenheit der Band zeigt sich auch darin, dass ihr Schlagzeuger gleichzeitig in der Dresdner Band Priorität 18 aktiv ist, in der auch der Multifunktionär und Anmelder des diesjährigen „Trauermarsches“ am 13. Februar, Maik Müller, am Mikrofon steht. Darüber hinaus waren zwei Bandmitglieder in der Vergangenheit Mitherausgeber des neonazistischen Fanzines „Der Foiersturm“ aus Dresden.


Veröffentlicht am 20. März 2012 um 19:43 Uhr von Redaktion in Nazis

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