Soziales

Gedenken an das Sterben im Mittelmeer

18. Juni 2016 - 12:26 Uhr

Nur wenige hundert Meter von den Feierlichkeiten zur diesjährigen Bunten Republik Neustadt (BRN) entfernt, fand am Freitag auf dem Jorge-Gomondai-Platz eine Gedenkveranstaltung der eritreischen Community Dresdens statt. Der Auslöser für die Kundgebung waren der Tod hunderter Menschen, die auf ihrer gefahrvollen Flucht nach Europa Ende Mai im Mittelmeer ertranken. Etwa 60 Menschen fanden zusammen, um zur Musik einer Live-Band den Ertrunkenen zu gedenken. In mehrsprachigen Redebeiträgen erinnerten sie dabei an ihre eigene Flucht und dessen Ursachen. Dazu wurden Kerzen entzündet und auch das eine oder andere Gebet gesprochen.

Im Folgenden ist einer der deutschsprachigen Redebeiträge dokumentiert:

Manch einen mag es amüsieren, wenn er sieht, wie die Maus vor der Katze flieht. Die Maus aber hat keine andere Wahl, wenn sie überleben und frei sein will. Wir sind die Maus, doch für den Rest der Welt ist es nur eine weitere Nachicht, dass wieder vier-, fünf- oder siebenhundert Menschen im Mittelmeer ertrunken sind. Warum laufen wir durch die Wüste und lassen uns von ISIS töten? Warum wandern wir mit unseren Alten durch den Sinai, wo wir jenen begegnen, die uns töten und unsere Organe verkaufen?

Wir tun das, weil das Regime, vor dem wir geflohen sind, uns überall wie ein Geist verfolgt. Wir möchten wie Menschen leben und wir bestehen auf unsere gottgegebenen Rechte. Deshalb sind wir vor einem diktatorischen Ein-Mann-Regime geflohen. Ein Regime, das Menschen verhaftet und tötet, nur weil sie ihre Meinung sagen. Ein Regime, das uns in einer lebenslangen Sklaverei namens „Nationaler Dienst“ verrotten lässt.

Seit 25 Jahren erleben wir unvorstellbare Dinge. Heute gedenken wir mit einem Kerzenlicht unseren Brüdern und Schwestern, die es nicht hierher geschafft haben. Wir fordern die deutsche Regierung sowie die Regierungen der anderen EU-Staaten und die Weltgemeinschaft dazu auf, dieses Regime nicht weiter finanziell zu unterstützen und den Druck zu erhöhen. Folgen sie der Empfehlung der Untersuchungskommission für Verstöße gegen Menschenrechte in Eritrea und bringen Sie die Verantwortlichen vor den Internationalen Strafgerichtshof.

Ein Flüchtling aus Eritrea


Veröffentlicht am 18. Juni 2016 um 12:26 Uhr von Redaktion in Soziales

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