Nazis

Rechte Jugendliche greifen Schulklasse in Bad Schandau an

11. September 2013 - 10:18 Uhr - 14 Ergänzungen

Parallel zu einer medialen Werbe- und Imagekampagne des Tourismusverbandes der Sächsischen Schweiz kam es am vergangenen Wochenende erneut zu einem rechtsmotivierten Übergriff. In der vom Juni-Hochwasser besonders betroffenen Stadt Bad Schandau riefen nach Polizeiangaben am frühen Samstagmorgen bislang unbekannte Jugendliche vor einer Jugendherberge rechte Parolen und griffen anschließend eine Hamburger Schulklasse an. Bei dem Übergriff musste ein 15jähriger, der durch Faustschläge ins Gesicht verletzt worden war, anschließend in einem Krankenhaus behandelt werden.

Zuvor soll die Klasse am Markt des staatlich anerkannten Kneippkurortes an der Elbe auf eine etwa gleich große Gruppe getroffen sein. Im Anschluss daran sollen einige der teilweise betrunkenen Jugendlichen der Klasse bis zu ihrer Jugendherberge im Stadtteil Ostrau gefolgt sein, um sie schließlich unmittelbar vor der Unterkunft anzugreifen. Inzwischen hat das Operative Abwehrzentrum der sächsischen Polizei die Ermittlungen übernommen und sucht in diesem Zusammenhang nach Zeugen. Im sächsischen Teil des Elbsandsteingebirges kam es in der Vergangenheit immer wieder zu rechten Übergriffen. Erst kürzlich war in Pirna ein vietnamesischer Imbiss durch einen Brand fast vollständig zerstört worden. Hinweise zu beiden Taten nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 0351-4832233 entgegen.

In dem nach Außen hin beschaulich anmutenden Kurort ist jedoch nicht alles toll, so gibt es neben einer in der Region noch immer aktiven rechten Kameradschaftsszene, die in der letzten Zeit vor allem mit Propagandadelikten aufgefallen sind, seit Ende 2011 den von Martin Hering betriebenen Naziladen „Nordic Flame“. Neben dem „The Store“ in der Breiten Straße in Pirna bietet auch sein Laden ein umfangreiches Sortiment von vor allem bei Nazis beliebten Modemarken. Obwohl das Ladengeschäft in Bad Schandau durch die Schäden des Hochwassers noch nicht wiedereröffnet werden konnte, verdient sein in Kurort Gohrisch lebender Besitzer im daran angeschlossenen „Nationalen Versandhaus“ und im „Streetfightversand“ noch immer sein Geld mit dem Verkauf von rechten Devotionalien und Nazi-Bekleidung.

Ob daran Kampagnen und Appelle, die darauf abzielen, den für die Region wirtschaftlich notwendigen touristischen Sektor zu stärken, langfristig etwas am Bewusstsein der Bevölkerung ändern werden, bleibt angesichts der kaum wahrnehmbaren Reaktion auf die Taten in der jüngsten Vergangenheit zumindest fraglich. Sehr viel weiter geht das Engagement von dem im Landkreis aktiven zivilgesellschaftlichen und antifaschistischen Initiativen. So setzt sich beispielsweise das Alternative Kultur- und Bildungszentrum (AkuBIZ e.V.) schon seit 2001 aktiv und kreativ mit den Themen Rassismus und Antisemitismus auseinander. Neben Vorträgen, Seminaren und Kulturveranstaltungen in der Anfang 2012 eröffneten Kulturkiste organisiert der Verein seit 2006 erfolgreich einen antirassistischen Fußball-Cup in der Sächsischen Schweiz und setzt sich für die wenigen im Landkreis lebenden Asylsuchenden ein. Darüber hinaus engagierte sich bis zur Mitte des letzten Jahres der Pirnaer Verein Aktion Zivilcourage mit seiner 2010 ins Leben gerufenen Initiative: „Die Sächsische Schweiz ist bunt“ für einen „respektvollen Umgang und Weltoffenheit“ in der Region.

Interview mit Steffen Richter vom AKuBIZ e.V. Pirna:


Veröffentlicht am 11. September 2013 um 10:18 Uhr von Redaktion in Nazis

Ergänzungen

  • Würde mich eher mal interessieren, wann die Regierung endlich was gegen das rechte Pack unternimmt.Mein Kumpel ist auch von Nazis zusammengeschlagen worden.Man hat ja vor 70 Jahren gesehen, welches Grauen von diesen Halbaffen ausgeht.Grund genug, mit entschiedener Härte dagegen vorzugehen.

  • Und zuvor eine handvoll Mädchen bedroht, bis in die Jugendherberge verfolgt, den Jungen zusammengeschlagen und die Jugendherberge anschließend belagert haben?

  • ergänzung vom mdr:

    Polizei: Schüler bei Angriff in Bad Schandau schwer verletzt

    Nach dem fremdenfeindlichen Angriff auf Hamburger Schüler in Bad Schandau hat die Polizei schwere Verletzungen eines 15-Jährigen bestätigt. Die Mutter habe die Ermittler darüber informiert, teilte das Operative Abwehrzentrum zur Extremismusbekämpfung in Leipzig mit. Medienberichten zufolge soll der 15-Jährige unter anderem einen Kiefernbruch erlitten haben. Bisher hatte die Polizei nur von leichten Verletzungen gesprochen. Unbekannte hatten die Schüler aus Hamburg Anfang September in einer Jugendherberge von Bad Schandau angegriffen. Einige Angreifer sollen Naziparolen gegrölt haben. Der misshandelte 15-Jährige hat einen chinesischen Vater.

  • da hilft nur eins, den antifaschistischen selbstschutz organisieren! Mal an nem wochenende paar leute sacken, und in bad schandau und pirna ma gucken was geht…
    national befreite zonen sind von nationalen befreite zonen.
    bei einigen menschentypen scheint nur ein gewalthaltiger perspektivwechsel hin zum „opfer“ nachhaltiges zu bewegen!!!!!

    05.10.2013 pirna und bad schandau nazis jagen!

  • Vielleicht sollte man ganz einfach mal die politische Gedankenrichtung der Verbrecher außer Acht lassen, und sagen was die sind: ganz einfach Verbrecher. Einen 15jährigen derart zu mißhandeln, hat mit Politik wenig zu tun.

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