Antifa

Demonstration zum 8. Mai in Dresden

9. Mai 2014 - 22:43 Uhr

Zum ersten Mal fanden in diesem Jahr mehrere Veranstaltungen statt, die sich dem Tag der Befreiung widmen wollten. Zunächst versammelten sich auf dem Albertplatz etwa 100 Menschen. Anschließend zogen sie am späten Nachmittag mit Musik und Konfetti durch die Dresdner Innenstadt, um damit an die bedingungslose Kapitulation Nazi-Deutschlands zu erinnern und das Ende von 12 Jahren NS-Diktatur zu feiern (Fotos). Im Unterschied zum Tag zuvor, als auf dem Postplatz die Polizei den Protest von etwa 200 Menschen in unmittelbarer Nähe zu einer NPD-Wahlkampfkundgebung unterbinden konnte (Fotos), verlief die Demonstration der Kampagne „Grenzenlose Solidarität“ ohne Zwischenfälle. Bereits am Vorabend hatten wie in den vergangenen Jahren in der Äußeren Neustadt mehr als 30 Menschen mit Feuerwerk und Sekt auf das Ende des Zweiten Weltkrieg angestoßen.

In ihrem Aufruf wies die Kampagne auf die historische Verantwortung Deutschlands für den Nationalsozialismus hin und kritisierte den in der Stadt vorherrschenden Diskurs über die Bombardierungen im Februar 1945. In Redebeiträgen wurde von verschiedenen Gruppen auf die Notwendigkeit hingewiesen, sich mit alltäglichen Diskriminierungen auseinanderzusetzen. „Die fortwährende Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und den aktuellen Ausgrenzungsmechanismen in der Gesellschaft, sowie deren Folgen, die Verhinderung des Verdrängens und Vergessens der Geschichte und eine ganzjährige antifaschistische Praxis, das ist, was wir heute vorantreiben wollen.“, so eine Sprecherin der Kampagne. Außerdem wurden in den Redebeiträgen an die Menschen erinnert, die in den Konzentrations- und Vernichtungslagern und im Widerstand ihr Leben ließen.

Die Gruppe e*vibes kritisierte in ihrem Redebeitrag die fehlende Auseinandersetzung mit dem Bild der so genannten „Trümmerfrauen“, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg bis in die 50er Jahre hinein die zerbombten deutschen Städte aufräumten. In einer vom Frauenstadtarchiv 2006 herausgegebenen 27seitigen Broschüre wird dabei fast durch­gän­gig „der Un­ter­gang der eins­ti­gen säch­si­schen Re­si­denz“ Dres­den be­trau­ert und als „Sym­bol sinn­lo­ser Ver­nich­tung“ be­zeich­net, ohne dabei jedoch auf die Bedeutung der Frau im Nationalsozialismus einzugehen. „Deut­sche Frau­en“, so die Gruppe abschließend, „waren im All­ge­mei­nen nicht we­ni­ger schuld bzw. ver­ant­wort­lich als jedes an­de­re Mit­glied der „Volks­ge­mein­schaft““.

Zertrümmern. Redebeitrag am 8. Mai zu Trümmerfrauen in Dresden by Evibes on Mixcloud

Als Abschluss der Kampagne findet am Samstag ein antirassistisches Fußballturnier auf dem inzwischen wieder aufgebauten Dresdner Neumarkt statt. Auf dem Platz vor der Frauenkirche ist ab 12 Uhr eine Kundgebung sowie ein Street Soccer Cup geplant. Das Ziel der Aktion ist es, einen temporären Freiraum im Zentrum der Stadt zu schaffen, um damit an die kaum noch sichtbare NS-Vergangenheit zu erinnern und die ungebrochene Kontinuität deutscher Ausgrenzungspolitik in das Bewusstsein zu rufen. Anmeldungen für die bis 20 Uhr angemeldete Veranstaltung sind noch möglich.


Veröffentlicht am 9. Mai 2014 um 22:43 Uhr von Redaktion in Antifa

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