Freiräume

Markus Ulbig will Fußballfans abzocken

10. Mai 2011 - 00:44 Uhr - 3 Ergänzungen

Quelle: http://www.flickr.com/photos/icebone/235793674/Bis zu drei Euro mehr Eintritt sollen, wenn es nach dem Willen von Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) geht, Fußballfans in Zukunft für sogenannte Risikospiele zusätzlich bezahlen. In einem Artikel in der Morgenpost forderte Ulbig den Zuschlag für alle Ligen und möglichst schon ab der kommenden Saison. Begründet wird die Forderung mit den teuren Polizeieinsätzen bei brisanten Fußballspielen, wie beispielsweise zwischen der SG Dynamo Dresden und FC Hansa Rostock im vergangenen Herbst. Damals hatten mehr als 1.000 Beamtinnen und Beamte aus mehreren Bundesländern das Fußballspiel in Dresden abgesichert. Die Pläne des Innenministers sehen für solche Fälle ab der kommenden Saison eine Beteiligung der Fußballvereine und ihrer Anhänger an den Kosten der Einsätze vor.

In der Sommerpause will der sächsische Inneminister mit dem Sächsischen Fußballverband und den Sportvereinen über seine „Anti-Gewalt-Pläne“ sprechen. Diese sehen den Vorstoß jedoch skeptisch. Vor allem kleine Vereine im Amateurbereich könnten so zahlende Zuschauer verlieren, auf die sie zwingend angewiesen sind.

Aber die Idee ist nicht neu. Vor acht Jahren führten ähnliche Überlegungen dazu, dass der Dresdner Verein Dynamo von seinen Fans für das Pokalfinale beim VFC Plauen zusätzlich zum Eintrittspreis fünf Euro „Kaution“ verlangte. Nach Ausschreitungen einiger Fans während des Spiels hatte damals keiner der mitgereisten Anhänger sein Geld zurückbekommen.

Der Profifußball in Deutschland generiert einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey zufolge jährlich fast 1,5 Milliarden Euro für die Kassen des Staates und sichert dabei knapp 110.000 Arbeitsplätze. Gerade der Profifußball spielt in der gesellschaftlichen Realität inzwischen eine zentrale Rolle. Beinahe jedes Wochenende schauen mehrere Millionen Menschen die Spiele der Bundesliga im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Beinahe täglich werden Fußballspiele live im Fernsehen gezeigt, während Großereignisse wie die Fußballweltmeisterschaft 2006 Millionen Menschen vor den Bildschirmen und in den Stadien fesselte.

Welche Außmaße die Hysterie über Gewalt am Rande von Fußballspielen annehmen kann, zeigt ebenfalls ein prominentes Beispiel aus Sachsen. Nachdem das Viertelfinale im Sächsischen Landespokal zwischen dem Bezirksligisten VfB Zwenkau 02 und Dynamo Dresden aufgrund von Sicherheitsbedenken der Polizei und der Verantwortlichen des Sächsischen Fußballverbandes ins Leipziger Zentralstadion verlegt werden musste, boykottierten die Anhänger des Drittligsten das Spiel. Letztlich verloren sich in das fast 45.000 Zuschauer fassende Stadion gerade einmal 1.500 Fans. Bereits im Achtelfinale war Dynamo ohne auch nur eine Minute auf dem Platz gestanden zu haben, in die Runde der letzten Acht eingezogen. Grund hierfür war der Tausch des Heimrechts mit dem Leipziger Landesligisten Kickers Markleeberg, nachdem dieser im Vorfeld der Partie wegen zu hoher Kosten für die Stadionsicherheit die Reißleine gezogen hatte.

Der Vorstoß des Ministers reiht sich ein in den aktuellen Kurs der sächsischen Innenpolitik. So plant die sächsische Regierung eine Reform des Polizeigesetzes, welche in Zukunft den Konsum alkoholischer Getränke in der Öffentlichkeit einschränken und den Einsatz mobiler KFZ-Kennzeichenerfassungssyteme ermöglichen soll. Außerdem warnte Ulbig in der Vergangenheit mehrfach vor den Gefahren des „Linksextremismus“. Um die Gefahren zu verdeutlichen, hatten im April mehrere hundert Einsatzkräfte die Wohnungen und Geschäftsräume von insgesamt 17 Personen durchsucht. Schwerpunkt der Razzia war die sächsische Landeshauptstadt.


Veröffentlicht am 10. Mai 2011 um 00:44 Uhr von Redaktion in Freiräume

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