Soziales

Cornern gegen die Ausgangssperre in Dresden

24. April 2021 - 19:19 Uhr

Etwa hundert Menschen fanden sich am späten Freitagabend vor der St. Pauli Theaterruine im Dresdner Hechtviertel ein. Zuvor mobilisierten die Antifaschistische Initiative Löbtau (A.I.L.) sowie die Undogmatisch Radikale Antifa Dresden (URA) unter dem Motto: „Das Virus geht nicht nachts spazieren, sondern tagsüber arbeiten“ zum Protest gegen die Ausgangssperre am Königsbrücker Platz. Die Dresdner Polizei hatte den abendlichen Protest lediglich beobachtet.

Die Organisator:innen kritisierten mit ihrer Aktion insbesondere die am Mittwoch dem 21.04. vom Bundestag verabschiedete und tags darauf vom Bundesrat bestätigte Ausgangssperre im neu geregelten Infektionsschutzgesetz. Sie betonten, dass Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung notwendig seien und das Corona-Virus tausende Leben kostet. Dennoch forderten sie, dass die Wirtschaft viel stärker in die Bekämpfung eingebunden werden müsste: „Während an den Börsen die Aktienkurse in die Höhe gehen und Unternehmen Aktionär:innen Dividenden auszahlen, befindet sich das Privat- und Freizeitleben seit einem Jahr im Lockdown“, resümierte ein Sprecher. So wurde auch ein Aufruf der Initiative ZeroCovid verlesen, in dem ein solidarischer Shutdown und eine bezahlte Pause für Alle gefordert wird.

Am Open-Mic riefen Sprecher:innen dazu auf, in der Krise die Sorgearbeit stärker in den Fokus zu rücken und als Arbeit anzuerkennen. „Statt unter allen Umständen auf Arbeit zu gehen, sollten wir uns viel stärker um unsere Freund:innen kümmern und uns umhören wie es ihnen geht und wo wir helfen können. Eine solidarische Pause würde das ermöglichen.“ Eine Erzieherin schilderte ihre belastende Situation in der Corona-Pandemie und wie sie sich täglich einem Infektionssrisiko in der Einrichtung aussetze, aber zum Feierabend nur noch eine weitere Person treffen dürfe. „Ich stecke mich nicht bei einem Spaziergang mit Freund:innen an, sondern weil ich Windeln wechseln und Rotz abwischen nicht aus 1,5 Meter Entfernung machen kann.“ In weiteren Redebeiträgen riefen Anarchist:innen und Antifaschist:innen zu Demonstrationen zum 1. Mai in Dresden oder zum Gegenprotest in Zwickau auf. 

Die Aktion könnte ein Weckruf für linke Bewegungen sein, die in der Corona-Pandemie nun Ansätze für eine linke und empazipatorische Praxis gefunden haben und die Kritik an der Corona-Politik nun nicht mehr allein dem rechten und verschwörungserzählenden Milleu überlassen möchte. So wirkte die Auflösung der Versammlung schon wie eine Einladung zu neuen Aktionen und endete mit dem Aufruf „die Reichen für die Corona-Krise zahlen zu lassen“. Hier knüpften sie an die antikapitalistische Kampagne „Nicht auf unseren Schultern“ (NAUS) an, welche bereits seit Oktober 2020 in Dresden versucht, solidarische Antworten auf die Corona-Pandemie stark zu machen. 


Veröffentlicht am 24. April 2021 um 19:19 Uhr von Redaktion in Soziales

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