Soziales

Praktische Gentrifizierungskritik in Strehlen

20. Januar 2023 - 14:51 Uhr

Bereits am 13. Januar kam es im Dresdner Stadtteil Strehlen zur kurzzeitigen Besetzung eines seit mehreren Jahren leerstehenden Gebäudes. Dies teilte die anarchistische Gruppe „Schwarze Katze Dresden“ in Sozialen Netzwerken mit. Die Gruppe rief die Politik dazu auf, „solidarische Wohnkonzepte zu etablieren und der Gentrifizierung der Viertel Einhalt zu gebieten“. Als die Polizei vor Ort eintraf, konnte sie nach eigenen Angaben bei einer Kontrolle weder Menschen noch Transparente feststellen.

Mit ihrer Aktion in der Caspar-David-Friedrich-Straße 13a habe die Gruppe auf das Thema Gentrifizierung aufmerksam machen wollen. Der mit Sanierungen und Neubau einhergehende Anstieg der Mietpreise habe dazu geführt, dass sich gerade „Geflüchtete, Lohnabhängige und arbeitslose Menschen“ die Wohnungen nicht mehr leisten könnten. Eine der gravierenden Folgen für Menschen in prekären Lebenslagen ist trotz Leerstand eine „Verdrängung in Randbezirke“.

Nach Ansicht der Gruppe könne es nicht sein, „dass seit Jahrzehnten Menschen aus ihren Vierteln verdrängt werden und der Staat diesen Wandel unterstützt“. Statt „unbezahlbaren Wohnraum, sowie […] Luxusvillen“ zu bauen, sollte die Politik vor dem Hintergrund von derzeit mehr als 20.000 leerstehenden Wohnungen in Dresden vielmehr solidarische Wohnkonzepte unterstützen.

Tatsächlich steigen die durchschnittlichen Mietpreise in der Stadt Dresden seit Jahren an. Die Steigerung liegt dabei in etwa auf dem Niveau der durchschnittlichen Mietsteigerung in der Bundesrepublik Deutschland. Mit 8,33 Euro kostete der Quadratmeter in Dresden 2022 im Schnitt gerade mal 59 Cent weniger als im Rest der Republik. Dieser geringe Unterschied ist vor allem deshalb problematisch, da der durchschnittliche Bruttolohn in Ostdeutschland seit 2013 zwar kontinuierlich ansteigt, aber dennoch zwischen etwa 700 und 500 Euro weniger betrug als in Westdeutschland. Erst die Stagnation der Bruttolöhne in Westdeutschland sorgte für eine stärkere Angleichung.


Veröffentlicht am 20. Januar 2023 um 14:51 Uhr von Redaktion in Soziales

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.