Soziales

Sonne, Fußball, Feminismus – Erstes FLINT-Fußballturnier in Dresden

25. September 2020 - 16:03 Uhr

Am zurückliegenden Wochenende fand auf dem Sportplatz der SG Klotzsche das erste Frauen-Lesben-Inter-Nonbinär-Trans-(FLINT)-Fußballturnier in Dresden statt. Zehn Teams spielten in zwei Gruppen auf dem Sportplatz im Dresdner Norden um den Sieg und wurden dabei von dutzenden Fans angefeuert. Mit dabei waren neben mehreren Teams aus Dresden, eins von Roter Stern Leipzig und weitere aus Berlin-Kreuzberg, sowie Nürnberg. Am Ende gewann in der PassAsse Gruppe (Vereinsfußballerinen) der FC Fortuna Dresden und in der Zauberfüße-Gruppe (Spaßgruppen) „Running Gag“. Letztendlich stand jedoch nicht allein der sportliche Erfolg im Vordergrund. Gefeiert wurde ein Fußballfest, welches es so in Dresden bisher noch nicht gegeben hat und mit viel Liebe und Ideenreichtum vorbereitet wurde.

Besonders ereignisreich dürfte der Kicker:innen-Cup vor allem für die Veranstalterinnen gewesen sein. Neben der Fachstelle Mädchenarbeit, dem Genderkompetenzzentrum waren mehrere ehrenamtliche Frauen an der Organisation beteiligt. Eine der Organisatorinnen zeigte sich gegen über addn.me überwältigt von der Resonanz der Veranstaltung: „Ich habe mir das ganze Turnier kleiner und mit viel weniger Leuten vorstellt. Jetzt sind wir auf einen Fußballplatz mit richtig vielen Leuten, die auch alle gar nicht unbedingt spielen, sondern die Teams supporten, mit helfen und dafür sorgen, das wir hier einen richtig guten Tag hatten.“ Mit Rauch, Bannern und großen Fahnen sorgten vor allen die Fans der Interkiezonalen Fußballaktion (IFA) für viel Stimmung und optische Untermalung am Spielfeldrand. Black Wok und ein großes Mitbring-Buffet sorgten für die nötige Stärkung zwischen den Spielen, die durch DJ-Einlagen begleitet wurden. Der Umsonstladen Dresden hatte eine große Sammlung an Sportklamotten mitgebracht und zur freien Mitnahme angeboten, so dass manch Teilnehmer:in gut versorgt für die nächste Sportveranstaltung nach Hause gehen konnte.

Trotz der solidarischen und schönen Atmosphäre der Veranstaltung, ging es im Gespräch mit den Veranstalterinnen nicht nur um positive Sachen. Bis heute ist Fußball immer noch ein männlich dominierter Sport, bei dem sich Frauen häufig Vorurteilen ausgesetzt sehen. So gestaltet es sich laut Veranstalter:innen für Frauen immer noch schwer, einen Zugang zum Sport zu erhalten. Um das zu ändern, gab es schon im Vorfeld des Turniers ein „How to Kick“ im Alaunpark, der interessierten FLINT-Personen die Möglichkeit gab, sich in einem entspannten Rahmen am runden Leder auszuprobieren, Regeln und Taktiken zu erlernen. Die große Resonanz darauf war auch einer der Gründe, schließlich das Turnier im Norden der Stadt zu organisieren, berichteten uns die Veranstalterinnen. Spielerinnen des „How to Kick“ traten dann auch mit einem eigenen Team an und erlangten in der „Zauberfüße“-Gruppe den dritten Platz. 

Neben den fehlenden Zugängen für Frauen im Fußball aber auch der Sportwelt im allgemeinen, ist eine Ungleichbehandlung im Vereinsport noch immer Alltag. Die Fachstelle Mädchenarbeit begann Anfang des Jahres sich intensiver mit dem Thema „Mädchen im Sport“ auseinanderzusetzen. Eine Mitarbeiterin berichtete uns, dass es noch immer wenig Sportangebote für Frauen gibt. Zum Beispiel im Bereich Kampfsport aber auch anderen Sportarten gibt es häufig nur Einführungs-, aber keine weiterführenden Angebote. Besonders in höheren Altersklassen bleibt Frauen meistens nur das gemeinsame Training mit Männern, was dazu führt, dass viele die bereits begonnene Sportarten nicht weiterführen. 

Eine Schiedsrichterin erzählt uns, dass nicht nur im Profibereich Frauen oft nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen, wie die Männerabteilungen. Zwar gäbe es in Dresden mittlerweile einige Angebote für Frauen, in Fußballvereinen zu spielen, aber gerade ìm ländlichen Raum gäbe es an der Stelle noch einigen Nachholbedarf. „Auch in Dresden werden aber Frauenteams immer noch regelmäßig zurückgestellt. Besonders wenn es darum geht, wer bekommt wann welchen Platz oder neue Trikotsätze. Ich selber habe mehrere Jahre immer in Männertrikos gespielt, einfach weil wir uns keinen eigenen leisten konnten und die auch nicht von Verein gestellt bekommen haben“, berichtete die Schiedsrichterin von ihren Erfahrungen. Auch sei sie immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert gewesen.

All das, so die Hoffnung der Veranstalter:innen, soll auch mit dem FLINT-Kicker:innen-Cup in Zukunft thematisiert werden. Mit dem Turnier wurde zumindest für einen Tag der Rahmen gestellt, eine andere gleichberechtigte Form des sportlichen Miteinanders zu leben. Weitere Ideen sollen noch folgen, so die Veranstalterinnen gegenüber addn.me. Die positive Resonanz des Tages dürfte sowohl sie, als auch die Spielerinnen darin bestärkt haben, im nächsten Jahr erneut das Turnier auszutragen und weiterhin Räume für FLINT-Personen im Sport zu öffnen. Sei es im Amateur- oder sogar im Profibereich.

Bild: Matthias Schwarz


Veröffentlicht am 25. September 2020 um 16:03 Uhr von Redaktion in Soziales

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