Antifa | Kultur

Riesa sagt Auftritt von Feine Sahne Fischfilet nach NPD Hetze ab

2. August 2013 - 08:34 Uhr - 21 Ergänzungen

Was hinter vorgehaltener Hand bereits gemutmaßt wurde, ist nun Gewissheit, die aus Mecklenburg-Vorpommern kommende Band „Feine Sahne Fischfilet“ darf nicht auf dem Stadtfest in Riesa spielen. Als Grund für die kurzfristige Absage gab die Riesaer Stadtverwaltung die „linksextremistische Ausrichtung“ der Band an. Zuvor hatte in dem Ort, in dem die Deutsche Stimme, das Presseorgan der NPD, seit Sommer 2000 ihren Sitz hat, der lokale Kreisverband der NPD gegen die für das Musikprogramm verantwortlich gemachte Person und den für den ersten Abend des Stadtfestes Auftritt der sympathischen Band aus dem hohen Norden massiv Stimmung gemacht. Der NPD-Landtagsabgeordnete Jürgen Gansel drohte der CDU damit, den auf der Rathausplatzbühne angedachten Auftritt der „Krawall-Truppe“ mit einem in jedem Riesaer Haushalt verteilten Flugblatt zum Thema zu machen.

Stadtsprecher Uwe Pässler begründete die Entscheidung der Stadtverwaltung in einem Fernsehinterview damit, dass bei einem Konzert der Band ein „gewisses Gewaltpotential“ angezogen werden könnte und sieht die Gefahr politischer Auseinandersetzungen. Erstaunt zeigte sich ebenfalls der Grünen-Politiker Thoralf Koß. Das Konzert der „radikalen Musikgruppe“ könne, so der Kommunalpolitiker gegenüber dem Riesaer Fernsehen, bei einem solchen Fest „schnell zur Eskalation“ und zum Einsatz der Bereitschaftspolizei führen. Auch im Lokalteil der Sächsischen Zeitung wurde die Absage durch die Stadtoberen begrüßt. Den Besucherinnen und Besuchern gehe es bei solchen Veranstaltungen in erster Linie „um Spaß“ und weniger um politische Statements. Im Fall eines Auftritts der Gruppe könnten „auch gleich alle Parteien, die zur Bundestagswahl antreten, eine Bühne sponsern und in Parteifarben Wahlkampf betreiben“, so der SZ-Redakteur. Ob sich unter den verbliebenen Bands weitere von der NPD als „linksextrem“ bezeichnete Bands befanden, konnte bis zuletzt nicht herausgefunden werden.

Die Band, welche in diesem Sommer bereits bei mehreren großen Festivals auf der Bühne stand, war auf Grund ihres gesellschaftspolitischen Engagements zuletzt sogar in den Verfassungsschutzbericht von Mecklenburg-Vorpommern gelandet. Neben dem Vorwurf einer „anti-staatlichen Haltung“ soll die Band nach Auffassung der Behörde im Vorfeld einer für 2010 in Rostock geplanten NPD-Demonstration auf ihrer Internetseite eine Bauanleitung für einen Molotow-Cocktail veröffentlicht haben. Die Band selbst hingegen schätzt ihre Musik etwas anders ein: „Das, was wir machen, ist keine Kunst! Das, was wir machen, ist nicht für die Galerie, nicht für die Glasvitrine. Das, was wir machen, soll eine Art Werkzeug sein, um unserer Wut gegenüber Rassisten, Sexisten, Homophobie und Staat eine Stimme zu geben! Wir wollen für unsere Träume, unsere Utopien weiter kämpfen… Auftritte von uns sollen Spaß machen – und eine Art Krafttankstelle für den weiteren Kampf für unsere Träume sein! Für linke Freiräume.“ Offenbar zu viel für die CDU-regierte nordsächsische Kreisstadt, die jetzt „ohne geplante politische Bekenntnisse“ vom 23. – 25. August feiern will.


Veröffentlicht am 2. August 2013 um 08:34 Uhr von Redaktion in Antifa, Kultur

Ergänzungen

  • Als junger Riesaer Bürger und bekennender Antifaschist, finde ich die Haltung der Stadtverwaltung einfach nur peinlich und unverständlich. Allerdings scheinen sie ja nur den allgemeinen Volksmund nachzuplappern…schön das sich noch einige echt den Arsch aufreißen, um was zu bewegen in dieser Stadt, aber jegliche Bemühung wird durch dieses kleinbürgerliche Denken zerstört…vielleicht ist das Stadtfest nicht die richtige Bühne für eine Band dieses Kalibers, okay, aber es auf diese Weise zu canceln ist das schlimmste, was sie hätten machen können. Ich hoffe ich seh die Jungs trotzdem bald mal in meiner kleinen Stadt, die lieber „Spaß“ haben will, als sich mit politischen Statements zu befassen

  • Danke für den Hinweis bezüglich Thoralf Koß. Das ist ja wirklich sehr peinlich für uns als B90/Die Grünen als Ganzes, wenn so eine Aussage von einem Kommunalpolitiker kommt. Insbesondere dieses Denken in links und rechts geht gar nicht, weil Herr Koß im Video durchaus gleichsetzt. Ich werde versuchen von Herr Koß parteiintern nochmals zu einem Statement zu bewegen. Das FSF nicht auftreten kann ist mehr als ärgerlich, Grünenintern gibt’s jetzt definitiv nen kleinen Shitstorm, aber für die entscheidende CDU-Regierung können wir auch nix! Liebe Grüße!

  • Ganz schön schief gelaufen irgendwie! Und dann noch ein Möchtegerngrüner mit „rabenschwarzem Humor“!
    Anders kann man seinen Auftritt nicht bewerten. Es ging um die Jugendbühne! Nicht um die gefühlten 95% der älteren Generationen in der Stadt! Deren Meinung zumeist ohnehin gefestigt ist, in Welche Richtung auch immer!
    Gerade hier in Riesa, wo die „Braune Suppe“ viel subtiler agiert und agitiert, sollte gerade in der Jugendkultur zumindest auf Ausgleich geachtet werden. Auch auf der großen Bühne, selbst wenn es mal weh tut!
    Sehr schade, dass sich gerade ein ehemaliger Lehrer derartig vergaloppiert!
    Längst nicht alle in Riesa heißen diese Entscheidung für richtig und sicherlich längst nicht alle aus der kommunalen Politik!

  • Scheiss stadtverwaltung….lasst das stattfest zum debakel werden…boykottiert es und geht lieber woanders feiern…

    NDP aufs maul!

  • der Grünen-Politiker sollte mal bei der Grünen-Landtagsfraktion in MV nachfragen,warum sich diese für die Band und deren Löschung im VS-Bericht eingesetzt hat! Wieder mal keine Sternstunde für meine Geburtsstadt…

  • Ich bin auch Mitglied der Grünen und aktiv in der GJ, wenn auch nicht in Riesa. Ich finde es absolut unverschämt, sich den Faschit*innen anzuschließen und Feine Sahne Fischfilet so zu verunglimpflichen. Gerade die Extremismustheorie hat in unserem modernen, aufgeklärten Staat nichts mehr zu suchen!

  • Tja liebe Leute, die Grünen liefern da schon wieder ein jämmerliches Bild und stellen sich auf eine Stufe mit den Nazis. Wenn wundert das? Wer Friedenssoldaten in Ausland schickt und dort mit Friedenskanonen böse Friedensfeinde vom Leben erlöst, der macht sich auch mit Nazis gemein, wenn es darum geht, deutsche Stadtfeste von vermeintlich linken subversiven Jugendlichen rein zu halten. Saubere Leistung, liebe Grüne! Wagt es bloß nicht, zum 13. Februar 2014 das Maul aufzumachen!

  • Schade, damit entgeht euch der Auftritt einer richtig genialen Band.

    Was für ein demokratisches Selbstverständnis muss man haben um vor der NPD zu kuschen. Lass den Eiermaler doch seine Flyer verteilen. Feine Sahne hätten auf der Bühne die passende Antwort gegeben.

  • Pfff. Dummes Scheissgelaber von noch dämlicheren Stadtheinis.
    Der braune Dreck klebt wie Kaugummikacke an unseren schnellen Schuhen. Was fehlt: Hinweise zum Schutz der deutschen Jugend. Die spielen doch bestimmt auch Stromgitarre und spritzen Haschisch…

  • Was will man von einer Stadt erwarten in der noch eine braune Partei im RAt sitzt. Das sich aber demokratische Parteien dort vor den Karren spannen läßt, peinlich. Das hatten wir schon mal und alle wissen in welches Debakel es uns gebracht hat auf das menschenverachtende Pakt der Nazis zuhören. Wann versteht das endlich jeder in unserem demokratischen Land.
    Ich bin froh nicht in so einer Stadt zu leben.

  • Was dieser Grüne sagt, weicht sehr ab von allem, was ich sonst von der Partei dazu gehört habe. Sehr schade, dass Riesa jetzt mit dieser absage in die Schlagzeilen gerät.

  • tut mir leid für euch alle – die stadt , deren jugend und auch für feine sahne fischfilet ! ich kann nur aus meiner erfahrung sagen das die hier bei uns auf der düsseldorfer kiefernstraße im ak47 gespielt haben und das es ein absolut friedliches und sehr sehr geiles konzert war !!!!!!!!!!!

  • Damit hier nicht der falsche Eindruck entsteht. Die offizielle Stellungnahme der GJ Sachsen zum Fall. Herr Koß hat ganz sicher nicht für die Grünen gesprochen sondern eine Einzelmeinung vertreten. Die Grünen lehnen die Extremismustheorie, ebenso wie die Gleichsetzung von Links und Rechts ab:

    Riesa: OB Töpfer und Grünen-Stadtrat Koß knicken vor NPD ein – Grüne Jugend Sachsen verurteilt Absage an „Feine Sahne Fischfilet“ für Stadtfest Riesa

    Die Band „Feine Sahne Fischfilet“ wurde für die Jugendbühne des Riesaer Stadtfests am 23. August 2013 gewonnen. Nachdem Jürgen Gansel, NPD-Stadtrat und Landtagsabgeordneter, gegen den geplanten Auftritt gewettert hatte, entschied die Stadtverwaltung der Band abzusagen. Die Begründung zu dieser Ausladung bezog sich unter anderem auf den Verfassungsschutzbericht des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Die Grüne Jugend Sachsen verurteilt diese Entscheidung aufs Schärfste. Zudem fordert die Grüne Jugend Sachsen von den Beteiligten die Rücknahme dieser Entscheidung und eine öffentliche Entschuldigung gegenüber der Band.

    „Die NPD hat eine regelrechte Hetzkampagne gegen die Band angekündigt. In so einem Fall von rechtsextremer Stimmungsmache ist es die Pflicht aller, sich mit den Betroffenen zu solidarisieren. Gerade die Stadt Riesa braucht Menschen, die sich offen gegen Nazis stellen. Da ist ein solch respektloses Verhalten gegenüber Feine Sahne Fischfilet und der Kulturwerkstatt Art, die die Band eingeladen hat, vollkommen unverständlich“, erklärt Sebastian Walter, Sprecher der Grünen Jugend Sachsen. „Über das Auftauchen der Musikgruppe im Verfassungsschutzbericht in Mecklenburg-Vorpommern wurde sehr breit medial und kritisch berichtet. Für Grünen-Stadtrat Koß und Oberbürgermeisterin Töpfer wäre es also ein Leichtes gewesen, sich über die konkrete Lage zu informieren. Dass Engagement gegen Rechts ausgerechnet von einem Grünen-Stadtrat mit dem Etikett des ‚Linksextremismus‘ diskretitiert wird, ist für uns unfassbar!“, so Sebastian Walter abschließend.

  • Heute gibt es einen guten Artikel in der PrintAusgabe der TAZ über den abgesagten Konzertauftritt von Feine Sahne Fischfilet in Riesa.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.