Nazis

Hoyerswerdas Bürgermeister und sein Problem mit dem Pogrom von 1991

21. September 2011 - 08:42 Uhr - Eine Ergänzung

Stefan Skora (CDU) im Interview beim Sachsenspiegel (Screenshot)

Vor zwei Wochen wurden drei ehemalige Vertragsarbeiter, welche selbst von den rassistischen Pogromen 1991 betroffen waren, von Hoyerswerdaer Bürgerinnen und Bürgern rassistisch beleidigt und bepöbelt. Als eine Woche später rund 300 Menschen an die Pogrome vor 20 Jahren erinnern wollten, wurden sie von Nazis beschimpft. Sie zeigten den Hitlergruß und einigen von Ihnen dürften auch für die Beschädigungen an den Autos der angereisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer verantwortlich sein. Nun äußerte sich der Bürgermeister der Stadt Hoyerswerda, Stefan Skora (CDU), in einem Interview mit dem Deutschlandradio (Audio Stream). Dabei relativierte er das Anliegen der Initiative „Pogrom 91“ und stellte fest, dass die DemonstrantInnen das Verhalten der Nazis provozierten.

Einmal mehr verwies der Bürgermeister der nordostsächsischen Stadt auf die vor allem in Sachsen praktizierte Theorie des politischen Extremismus. In seiner Auseinandersetzung mit den rassistischen Krawallen vor 20 Jahren und den Ereignissen vom Wochenende stellt er fest, dass er „gegen Extremismus von beiden Seiten“ sei. Der Initiative „Pogrom 91“ warf er „aus der Historie heraus“ die Verwendung falscher Begrifflichkeiten vor und kritisierte die Verwendung des Wortes Pogrom durch „Auswärtige“ als „Beleidigung für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Hoyerswerda“. Die Beschimpfungen und Hitlergrüße der provozierenden Nazis am Rande der Demonstration vom Wochenende seien hingegen ein Ergebnis „demokratischer Spielregeln“.

Die Vorfälle während des Besuchs ehemaliger Vertragsarbeiter am Ort der Krawalle wenige Tage zuvor, begründete er ebenfalls mit „einer gewissen Interessenslage“ des anwesenden Kamerateams. Davor hatten mehrere Nazis die ehemaligen Bewohner des Ortes rassistisch beschimpft und Affenlaute imitiert, obwohl Bürgermeister Skora zuvor Filmemacherin Julia Oelkers noch versichert hatte, dass die Stadt sicher sei.

Was die örtliche CDU unter einer inhaltlichen Auseinandersetzung versteht, zeigt ein Blick auf die Internetseite der CDU Hoyerswerda, da werden die Ereignisse vor 20 Jahren nicht einmal erwähnt. Wie die CDU so dafür Sorge tragen will, „dieses Gedankengut und dieses Verhalten auch aus den Köpfen herauszubekommen“, bleibt letztendlich ihr Geheimnis.


Veröffentlicht am 21. September 2011 um 08:42 Uhr von Redaktion in Nazis

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