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CSD von Absage bedroht

22. März 2015 - 15:49 Uhr - 2 Ergänzungen

Die Dresdner Auflage des „Christopher Street Day“ steht vor dem Aus. Das jedenfalls ist das Ergebnis aus einem Gespräch der Veranstalter mit der Versammlungsbehörde, dem Grünflächenamt und den Dresdner Musikfestspielen. Darin war die Auflage erteilt worden, die für den 6. Juni geplante Auftaktkundgebung auf eine Wiese abseits des Stadtzentrums zu verlegen. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass anderenfalls ein zeitgleich mit dem CSD in der Kreuzkirche geplantes Konzert im Rahmen der diesjährigen Musikfestspiele nicht in der nötigen Ruhe stattfinden könnte. Als Reaktion auf die Verlegung zog der Verein seine Anmeldung zurück und setzte der Stadt ein Ultimatum bis Montagabend. Wenn bis dahin kein Kompromissvorschlag kommt, werde die Veranstaltung in diesem Jahr „definitiv nicht stattfinden“. Unter dem Motto: „100% Mensch. Ohne Wenn und Aber!“ wollten im Juni als Höhepunkt des diesjährigen CSD erneut tausende Menschen durch die Stadt ziehen, um damit eine buntes Zeichen für mehr Gleichberechtigung, Respekt, Liebe und Akzeptanz zu setzen.

Zwar standen die Behörden einer Zwischenkundgebung mit „regulierter Lautstärke“ auf dem Altmarkt generell aufgeschlossen gegenüber, dennoch befürchten die Veranstalterinnen und Veranstalter auch dort Probleme: „Wären wir also lauter als das Konzert, würde man uns den Stecker ziehen.“ Ronald Zenker vom Dresdner CSD zeigte sich nach dem Gespräch empört: „Wir müssten dann die komplette Demoroute ändern, weil wir ja dann von der Cockerwiese abfahren müssten, aber die LKW dürfen nicht auf die Wiese fahren. Ein Fest auf der abgelegenen Wiese außerhalb der Stadt ist aber kein Stadtfest mehr!“. Der Ärger um das seit 22 Jahren in der Stadt ausgetragene Fest ist nicht neu, schon im vergangenen Jahr wollte die Versammlungsbehörde den CSD auf den Busparkplatz am Ostragehege verlegen. Zwei Jahre zuvor hatte es in der Stadt Streit darum gegeben, am Rathaus eine Regenbogenfahne wehen zu lassen.

Kritik an der Entscheidung kam unter anderem von den Linken. Für die Stadtratsabgeordnete Pia Barkow sei die Veranstaltung inzwischen ein „fester Bestandteil der Dresdner Stadtkultur“. „In nahezu allen deutschen Großstädten finden Paraden anlässlich des CSD statt, überall selbstverständlich in den Innenstädten.“ Die Entscheidung der Stadtverwaltung, den CSD auf die Cockerwiese zu verbannen, bezeichnete sie als „völlig unbegreiflich“. Auch Marc Dietzschkau von der Arbeitsgemeinschaft Lesben und Schwule in der SPD (Schwusos) reagierte mit Unverständnis auf die Ankündigung. „Nachdem sich Dresden in den vergangenen Monaten nicht unbedingt als Ort der Toleranz und Vielfalt präsentiert hat, könnte der CSD ein gelungenes Gegenbeispiel setzen. Doch wieder einmal zeigt sich die Dresdner Verwaltung von ihrer engstirnigen Seite. Anstatt Engagement für ein buntes Dresden zu fördern, werden Steine in den Weg gelegt. Dass sich der CSD-Verein das nicht bieten lassen will, kann ich gut verstehen.“


Veröffentlicht am 22. März 2015 um 15:49 Uhr von Redaktion in Freiräume, Soziales

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