Freiräume | Nazis

Zweiter Brandanschlag innerhalb von einer Woche in Dresden

24. August 2010 - 11:54 Uhr - 17 Ergänzungen

Unbekannte warfen am Morgen des 24. August einen Brandsatz in ein alternatives Wohnprojekt in Dresden-Pieschen. Dieses wurde in der Vergangenheit immer wieder Ziel von rechten Angriffen. Zu der Zeit hing an der Außenfassade ein Transparent, welches sich mit dem wenige Tage zuvor angegriffenen alternativen Wohnprojekt „Praxis“ in Löbtau solidarisch zeigte.

Nur dem Zufall war es zu verdanken, dass die Flasche, die für den Brandsatz genutzt wurde, nicht zerbrach. Die durch das Einschlagen aufgewachte Person konnte schnell eingreifen und das Feuer löschen, so dass schlimmeres verhindert wurde. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Das Wohnprojekt ist seit längerem im Visier von Nazis. Seit März 2010 wurden in Dresden Aufkleber verklebt, die die Fassade des Hauses zeigen und die Aufschrift “Antideutsche Strukturen – Robert-Matzke-Straße 16 angreifen” tragen. Die Ermittlungen gegen den presserechtlichen Verantwortlichen, einem sogenannten “Freien Nationalisten” aus Siegen, hat die Staatsanwaltschaft Dresden vor wenigen Wochen eingestellt.

Keine Woche nach dem heimtückischen Brandanschlag in Dresden-Löbtau ist dies die zehnte rechtsmotivierte Brandstiftung in Sachsen in diesem Jahr. Es zeigt deutlich, wie wenig ein Menschenleben für Neonazis wert ist und mit welcher Offenheit sie Menschen angreifen, die nicht in ihr Weltbild passen. Bei allen Brandanschlägen war es nur dem Zufall zu verdanken, dass niemand getötet wurde.


Veröffentlicht am 24. August 2010 um 11:54 Uhr von Redaktion in Freiräume, Nazis

Ergänzungen

  • Jens Thöricht: 2.Brandanschlag auf alternative Wohnprojekte in Dresden innerhalb von 5 Tagen
    In der Nacht zum 19. August versuchten bisher Unbekannte, ein Wohnprojekt in Dresden-Löbtau in Brand zu stecken. Das Haus ist vermutlich nicht ohne Grund ausgewählt worden. Das alternative Hausprojekt “Praxis” war in der Vergangenheit mehrfach Ziel rechter Angriffe. Erst Anfang der Woche, in der Nacht zum 17. August, wurde ein Fenster mit einer Mülltonne eingeworfen.
    Nun wurde am Morgen des 24.August erneute eine alternatives Wohnprojekt in der Dresdener Robert-Matzke-Straße angegriffen. Dabei wurde ein Molotow- Cocktail in ein Fenster geworfen. Die Person die zu diesem Zeitpunkt in diesem Zimmer schlief konnte den Brand jedoch löschen bevor schlimmeres passieren konnte.

    Jens Thöricht, Mitglied des Landesvorstandes der LINKEN Sachsen erklärt zu dem Sachverhalt:
    „2 Brandanschläge auf alternative Wohnprojekte in Dresden innerhalb von 5 Tagen sind erschütternd. Bei diesen wurde billigend der Tod von Menschen in Kauf genommen. Die Täter sind sicherlich im rechten Spektrum zu finden, denn die Menschen in den betroffenen Häusern treten seit Jahren gegen Nazis, Alttagsrassismus und menschenverachtende Ideologien ein. Nun erwarte ich von der Polizei, dass sie mit dem gleichen Ermittlungseifer tätig ist, den sie bei der Kriminalisierung Des antifaschistischen Bündnisses „Dresden nazifrei“ im Januar an den Tag legte.“

  • Im aktuellen Fall ermittelt die Sonderkommission Rechtsextremismus „Soko Rex. Das Landeskriminalamt Sachen bittet Zeugen, sich unter der kostenfreien Telefonnummer 0800-6738152 zu melden. Besonderes Interesse haben die Beamten an einer Person mit hellem Kapuzenshirt und dunkler Hose, die sich in den frühen Morgenstunden in Dresden-Pieschen aufhielt. Außerdem werden drei Fahrradfahrer und zwei Fußgänger gesucht, die sich am Samstagabend vor dem Haus aufgehalten haben.

    DNN

  • Hausprojekt RM16 sagt Begehung durch LKA ab

    Das linke Wohn- und Kulturprojekt RM16 sagt aufgrund des skandalösen Verhaltens der Polizei am vergangenen Samstag eine Begehung seiner Räumlichkeiten ab.
    Es war eine Begehung des Objektes durch Beamte der Soko Rex im Zusammenhang mit den Ermittlungen zu dem Brandanschlag auf die RM16 im August vergangenen Jahres geplant.

    Zur Begründung erklärte das Hausprojekt:

    Wir verurteilen die martialische und gewaltsame – und im übrigen zumindest in dieser Form illegale – Durchsuchungs-, Beschlagnahme- und Festnahmeaktion, welche das LKA und SEK (Sondereinsatzkommando) am Abend des 19. Februar in den Räumen des „Roten Baum“ sowie der Linkspartei und einer Anwaltskanzlei durchführten.

    Außerdem stellen wir fest, dass die Polizei zwar zum Schutz und zur Durchsetzung des Naziaufmarsches massiv gegen Gegendemonstrant_innen vorgegangen ist, aber gleichzeitig nicht Willens oder in der Lage war, Wohnhäuser, die bereits in der Vergangenheit Angriffsziele von Neonazis waren und deren Gefährdung dadurch bekannt war, zu schützen.
    Bei dem Angriff von 200 Nazis am 19. Februar auf das Wohnhaus “Praxis” in Dresden Löbtau sahen die Besatzungen von mindestens drei unmittelbar anwesenden Streifenwagen untätig zu, während das Haus von Nazis mit Steinen beworfen wurde. (http://www.youtube.com/v/5yDT_UHupSQ)
    Der Angriff dauerte etwa 10 Minuten, der Anmarsch der Nazis aus Richtung Freital war der Polizei im Vorfeld bekannt.

    Sahen wir uns schon vor diesen Ereignissen vor die schwierige Entscheidung gestellt, ob wir einer Begehung unserer Räumlichkeiten im Rahmen der Ermittlungen des LKA zustimmen können, so ist es uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, unsere Türen für diejenigen zu öffnen, die Überfälle auf linke Projekte verüben oder ihnen tatenlos zusehen. Es erscheint uns höchst widersprüchlich, einerseits mit der Festnahme des Neonazis Stanley Nähse im Januar diesen Jahres den Erfolg der Polizei im Kampf gegen gewälttätige Neonazis zu feiern, andererseits jedoch eben diese in ähnlich gefährlicher Weise gewähren zu lassen. Dass die „Praxis“ bei dem Angriff am vergangenen Sonnabend nur Sachschaden nahm, ist jedenfalls nicht dem Verhalten der Polizei zuzurechen. Wie die Brandanschläge auf „Praxis“ und RM16 im vergangenen Jahr zeigen, schrecken Neonazis nicht vor Mordversuchen auf politische Gegner zurück.

    Wir fordern die Sächsische Landespolizei auf, zu den genannten Vorfällen, insbesondere zu dem Verhalten der beteiligten Beamten, Stellung zu beziehen. Im Übrigen erwarten wir, dass die Täter auch ohne die Kooperation der Betroffenen ermittelt werden. Damit meinen wir ausdrücklich auch die beteiligten Polizeibeamten.

    http://kneipentreff.blogsome.com/2011/02/22/hausprojekt-sagt-begehung-durch-lka-ab/

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