Nazis

Aufgeheizte Stimmung in Freital

6. Mai 2015 - 23:52 Uhr - Eine Ergänzung

Bereits kurz nachdem die ersten Geflüchteten in das ehemalige Hotel Leonardo in Freital eingezogen waren, kam es auch schon zu ersten Protesten. Ganz im Stil von PEGIDA beteiligten sich an den folgenden Demonstrationen zeitweise sogar bis zu 2.000 Menschen. Dabei war die Stimmung von Anfang an aufgeladen und aggressiv, während sich parallel dazu die Polizei auffallend zurückhielt. Obwohl die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den asylfeindlichen Demonstrationen unter dem Motto „Nein zum Hotelheim“ zuletzt rückläufig war, haben die zumeist spontan über Facebook organisierten Versammlungen empörter Bürgerinnen und Bürger im direkten Umfeld des Heimes in den letzten Wochen wieder zugenommen.

Die Lage in der Unterkunft selbst ist etwas angespannt: neben kleineren Unstimmigkeiten zwischen den Bewohnern, gibt es ein generelles Kommunikationsproblem mit den Behörden. Die Probleme werden jedoch nicht nur an fehlenden Deutschkursen, sondern auch an anderer Stelle deutlich. Als sich Menschen mit einer Kundgebung schützend vor die Unterkunft stellten, wurde den Asylsuchenden anfangs eine Teilnahme an der Veranstaltung verweigert. Auch der Besuch der Unterkunft soll wohl nur unter Vorlage des Personalausweises gestattet sein. Dazu kommen noch permanente Bedrohungen durch Teile der Einwohnerschaft, die in sozialen Netzwerken beinahe jeden Gang der Asylsuchenden durch den Ort dokumentiert und mittlerweile sogar die Gründung einer Bürgerwehr beschlossen hat. Der Höhepunkt war ein Steinwurf in der Nacht zum 1. Mai, bei dem ein Bewohner verletzt wurde. Zuletzt war ein Stadtrat der Linken im Beisein seiner Tochter wegen seines Engagements für Asylsuchende in Freital angegriffen und verletzt worden.

Auf Grund der jüngsten Vorkommnisse ist am Freitag dem 8. Mai eine antirassistische Demonstration für Toleranz und Weltoffenheit in Freital geplant. Treffpunkt für alle interessierten Menschen ist um 18 Uhr vor dem Toom-Baumarkt auf der Schachtstraße, in dem noch vor wenigen Monaten mit Unterschriftenlisten Stimmung gegen die bevorstehende Unterbringung von Asylsuchenden gemacht wurde. Erst nach der Intervention bei der Geschäftsleitung distanzierte sich das Unternehmen später wieder von der Aktion und ließ die Listen wieder entfernen. Angesichts der aktuellen Bedrohungslage, untätiger Behörden und der jüngsten Übergriffe scheint eine Eskalation in dem nur 10 Kilometer von Dresden entfernten Freital aktuell dennoch nur noch eine Frage der Zeit zu sein.


Veröffentlicht am 6. Mai 2015 um 23:52 Uhr von Redaktion in Nazis

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