Nazis

Dresden: Haftstrafen für Journalistenschläger

6. April 2023 - 13:07 Uhr

Am vergangenen Donnerstag mussten sich Conrad Hanta und Oliver A. wegen des Vorwurfs des schweren Landfriedensbruchs und der schweren Körperverletzung vor dem Amtsgericht Dresden verantworten. Neben der Beteiligung an den Ausschreitungen beim Aufstiegsspiel der SG Dynamo Dresden im Mai 2021 wurde den beiden zu Last gelegt, drei Journalisten angegriffen und einen von ihnen schwer verletzt zu haben. Nach zwei Prozesstagen folgte der Richter den Ausführungen der Staatsanwaltschaft und verurteilte die beiden Angeklagten im Alter von 48 und 39 Jahren zu einem Jahr und zehn Monaten bzw. 15 Monaten Haft ohne Bewährung.

Als am 17. Mai 2021 Dynamo Dresden nach einem Jahr Abstinenz den Wiederaufstieg in die Zweite Bundesliga bejubeln konnte, schlugen außerhalb des Stadions die Feierlichkeiten in Ausschreitungen um. Infolge eines zu Teilen fehlgeschlagenen Polizeikonzeptes verbunden mit einem massiven Einsatz von Tränengasgranaten, entwickelte sich eine mehrere Stunden dauernde Straßenschlacht, bei der sich die eingesetzten Polizeikräfte immer wieder zurückziehen mussten. Gerade entlang der Lennéstraße, wo die Beamt:innen über zwei Stunden mit Feuerwerkskörpern, Flaschen und Steinen angegriffen wurden, hatten diese massive Probleme, die Menge unter Kontrolle zu bringen. Bilanz des Abends waren nach Polizeiangaben 185 verletzte Polizist:innen. Wie üblich werden darunter aber auch jene Beamt:innen erfasst, die beispielsweise durch das eigene Tränengas verletzt wurden. Über die Anzahl an verletzten Fans gibt es bis heute keine Auskünfte. 

Ihren Hass und ihre Frustration richteten die Fußballfans, die aufgrund der Corona-Verordnungen nicht mit der Mannschaft feiern konnten, nicht nur gegen die Polizeikräfte, sondern auch gegen die anwesenden Journalist:innen. So sollen die beiden Angeklagten einen Jugendjournalisten zusammengeschlagen haben, der dabei schwere Verletzungen davon trug und immer wieder das Bewusstsein verlor. Sein Kollege, der einschreiten wollte, wurde zur Seite geworfen und stürzte gegen ein Auto, wie der 18-Jährige vor Gericht berichtete. Auch ein dritter Journalist wurde von den Angreifern bedrängt und geschüttelt. Zwar erlitt dieser keine unmittelbaren physischen Schäden. Dennoch waren die psychischen Folgen, die der 44-Jährige von den Ereignissen des Tages davontrug, in der Gerichtsverhandlung deutlich zu spüren. Sichtlich mitgenommen und immer wieder mit Tränen kämpfend, schilderte der Geschädigte den Tag aus seiner Sicht. Für ihn sei dieser Tag einer der schlimmsten seines Lebens gewesen.

Während die Beteiligung der Angeklagten an den Ausschreitungen auf Video festgehalten wurde, war die Beweislage zu den Übergriffen auf die Journalisten weniger eindeutig. Ein Zivilpolizist hatte den Angriff aus rund 30 Meter Entfernung beobachtet und die beiden Angeklagten vor Gericht identifiziert. Nach zwei Prozesstagen und der Vernehmung von mehreren Geschädigten, einem Fanbeauftragten und dem Zivilpolizisten war für den Richter die Sachlage klar. Mit der Verurteilung zu 15 Monaten für Conrad Hanta, der laut Aussage des Zivilpolizisten intensiver zugeschlagen habe und 10 Monaten für Oliver A. folgte das Gericht dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft. Beide Urteile sind Haftstrafen ohne Bewährung, auch weil die Angeklagten in der Gerichtsverhandlung keine Reue zeigten, wie der Richter ausführte. Die Anwälte der Angeklagten haben bereits angekündigt, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Für sie gibt es keine Anhaltspunkte, die eindeutig beweisen, dass ihre Mandaten die Übergriffe begangen haben.

Nicht Gegenstand der Verhandlung war eine, für den Angriff auf Journalisten relevante, mögliche rechte Gesinnung der Angeklagten. Zumindest im Falle Hantas liegt diese jedoch nahe. So teilte er auf einem seiner Social Media Profile einen Post der „Deutschen Weltanschauung“ und veröffentlichte ein Bild einer CD der Band Blutzeugen. Diese ist eine international bekannte und aktive Naziband aus dem Dresdner Raum. Vertrieben wird die CD durch den mittlerweile nach Lindenau in Brandenburg verzogenen Sebastian Raack. Raack und das Bandmitglied Michael Lorenz wurden dann auch im dem Post von Conrad Hanta verlinkt und betrieben in den Kommentaren freundschaftliche Konversation.

Dass der 48-Jährige nicht nur einen Affinität zu rechter Musik sondern auch zu rechten Kampfsportveranstaltungen hat, wurde bereits 2016 deutlich. Damals trat die kurz zuvor von Hanta übernommene Gaststätte „Am Thor“ als Sponsor für das Kampfsportevent “Imperium Fighting Championship” auf. Verantwortlich für die in Leipzig durchgeführte Veranstaltung zeigte sich der Wurzener Neonazi Benjamin Brinsa. Die Kämpfer rekrutierten sich zum überwiegendem Teil aus Brinsas gleichnamigem Kampfsportgym. Ebenso einschlägig wie der Organisator und die Kämpfer war nach Recherchen von „inventati“ auch das Sponsoring. Ob Hantas Beteiligung auch auf persönliche Kontakte zurückging, wie es bei einem großen Teil der damaligen Sponsoren der Fall war, wird aber ungeklärt bleiben.

Bild: Matthias Schwarz


Veröffentlicht am 6. April 2023 um 13:07 Uhr von Redaktion in Nazis

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