Soziales

Profite pflegen keine Menschen – Kundgebung für bessere Arbeitsbedingungen im Pflegesektor in Dresden

22. Juni 2020 - 19:49 Uhr - Eine Ergänzung

Unter dem Motto „Profite pflegen keine Menschen“ hielt das Bündnis für Pflege am Goldenen Reiter eine Kundgebung ab. Anlass war ein für vergangenen Mittwoch ausgerufener bundesweiter Aktionstag aufgrund der letztlich abgesagten Bundesgesundheitsministerkonferenz. Das Bündnis kritisierte die Absage der Konferenz genauso wie die Privatisierung und Ökonomisierung des Gesundheitssektors. 

Auch wenn sich weniger Menschen als noch bei der letzten Kundgebung vor dem Sozialministerium (SMS) beteiligten, zogen die Organisator:innen ein positives Fazit. Bei verschiedenen Redebeiträgen konnten den umstehenden Passant:innen die Missstände im Pflegesektor näher gebracht werden. Immer wieder hielten Menschen an, um den Wortbeiträgen zu lauschen.

Bereits im Vorfeld erklärte das Bündnis gegenüber addn.me den Anlass ihre Proteste. „Es soll auf das im Rahmen der Coronakrise  deutlicher gewordene Versagen der Marktorientierung im deutschen Gesundheitswesen hingewiesen werden“, so eine Sprecherin. Dabei wurde vor allem die Absage der Gesundheitsminister:innenkonferenz kritisiert. Jonas Leuwert, ein Auszubildender der Krankenpflege, zeigte sich empört: „Die Politik hat scheinbar nichts zu besprechen? Wir haben aber eine Menge zu sagen!“ Gerade durch die Coronakrise seien für ihn die Missstände im Gesundheitssektor deutlich geworden und hätten noch einmal die Notwendigkeit grundlegender Veränderungen verdeutlicht.

Eine weitere Aktivistin erklärte die konkreten Forderungen des Bündnisses. „Wir erwarten neben dem aktuell elementaren Gesundheitsschutz auch grundsätzliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, eine gesetzliche, bedarfsgerechte Personalbemessung, planbare Arbeitszeiten, mehr Freizeit und dauerhaft höheren Löhne.“ Darüber hinaus sei eine bedarfsgerechte Finanzierung von Krankenhäusern anstatt der Fallpauschale ebenso notwendig, wie „die Rücknahme aller Ausgliederungen und Privatisierungen“. 

In den verschiedenen Redebeiträgen berichteten Beschäftigte von ihrem mit Stress, Personalmangel und einem schlechten Betreuungsschlüssel geprägten Arbeitsalltag. Ein Aktivist der „Sozialistischen Linken Solidarität“ übte in seiner Rede Kritik an den milliardenschweren Investitionen im Rüstungssektor, die seiner Meinung nach im Pflegebereich besser aufgehoben wären. In Anknüpfung an die „Black Lives Matter„-Bewegung zitierte er den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King, der in einer Rede vor streikenden Krankenschwestern in New York sagte: „Es ist etwas falsch in einem System, in dem eine kleine Minderheit Luxus genießt, während die große Mehrheit kaum die notwendigen Dienstleistungen in Anspruch nehmen kann“.

Gegenüber addn.me bestätigte das „Bündnis für Pflege“, weiterhin aktiv zu bleiben und auch künftig für ein Umdenken im Gesundheitssektor eintreten zu wollen. „Es ist unser demokratisches Recht und Notwendigkeit, dass wir uns einsetzen und laut sind, damit sich etwas ändert“, bekräftigte Jonas Leuwert in seiner Rede die Bemühungen des Bündnisses. Es war bereits die zweite Kundgebung dieses Jahres: weitere sollen folgen. 

Foto: Facebook


Veröffentlicht am 22. Juni 2020 um 19:49 Uhr von Redaktion in Soziales

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