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Pirnaer Verein reagiert auf Vorwürfe

22. Juli 2015 - 00:52 Uhr - Eine Ergänzung

Nach einer Vielzahl von Drohungen und dem Angriff auf das Büro des Alternativen Kultur- und Bildungszentrum (AKuBiZ), bei dem in der Nacht zum 19. Juli mehrere Scheiben durch Pflastersteine stark beschädigt wurden, hat sich der Verein mit einer Stellungnahme an die Öffentlichkeit gewandt. Darin warfen sie sowohl politisch Verantwortlichen, als auch Medien vor, die durch rechte Internetseiten gestreuten Darstellungen und Argumentationen „unreflektiert“ wiedergegeben zu haben. Mit der gezielten Hetze sei im Laufe der Woche eine Stimmung erzeugt worden, „die solche Angriffe begünstigt“. Der Verein, welcher sich seit mehr als zehn Jahren in der Sächsischen Schweiz ehrenamtlich für Demokratie und gegen jede Form der Ungleichwertigkeit einsetzt, kündigte gleichzeitig an, sich trotz der Vorfälle nicht einschüchtern lassen zu wollen.

Anlass für den Angriff war vermutlich ein T-Shirt mit dem Aufdruck: „Love Sport | Hate Germany“, welches von Asylsuchenden während eines durch den Verein organisierten antirassistischen Fußballturniers (Fotos 1 | 2) getragen wurde. In der gleich zu Beginn unsachlich geführten öffentlichen Debatte hatte sich schließlich sogar Sachsens Ausländerbeauftragter Geert Mackenroth (CDU) eingemischt und den Spruch als „abartig“ bezeichnet. Deutliche Kritik kam auch von der Gemeinde: „Wer Hass gegen sein Land oder sein Gastland schürt, verlässt den Boden des friedlichen Miteinanders.“ Insgesamt hatten sich an dem auch vom Kreisverband der Linken unterstützten Turnier 16 Mannschaften und rund 150 Menschen beteiligt.

Für sehr viel weniger Aufsehen hatten mehrere Aktionen von Nazis im Vorfeld gesorgt. Nach tagelanger Hetze in sozialen Netzwerken war durch Unbekannte unter anderem das Sportplatzgelände in dem zu Hohnstein gehörende Ort Ulbersdorf mit Absperrband und etlichen rassistischen Plakaten versehen worden. Auch die Veranstaltung selbst lief nicht ganz störungsfrei ab. So hatten Mitglieder der „Nein-zum-Heim“-Gruppe an den Zufahrtsstraßen Autokennzeichen notiert, einem Asylsuchenden war zudem der Gang zur Toilette mit den Worten verweigert worden, dass diese „nur für Weiße“ wäre. Die Verlautbarungen im Nachgang hatten sich allerdings weniger mit den Vorfällen rund um die Veranstaltung selbst, als vielmehr mit den auf den T-Shirts aufgedruckten Spruch beschäftigt. „All dies“, so der Verein abschließend, „habe mit einer Stimmung zu tun, die sich in den vergangenen Monaten gegen Geflüchtete und deren Unterstützer*innen entlädt“.

Neben dem seit 2007 alljährlich organisierten Turnier hat sich der Verein vor allem einer Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus in der Stadt Pirna und im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zum Ziel gesetzt. Für bundesweite Aufmerksamkeit hatte 2010 die Ablehnung des Sächsischen Förderpreises für Demokratie sowie der anschließende Widerspruch gegen die von der damaligen Bundesministerin Kristina Schröder (CDU) initiierte „Extremismusklausel“ gesorgt. Wer die Möglichkeit hat, den Verein in seiner schwierigen Arbeit finanziell zu unterstützen, findet hier die Möglichkeit dazu.


Veröffentlicht am 22. Juli 2015 um 00:52 Uhr von Redaktion in Antifa, Kultur

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