Antifa

Ruhiger 3. Oktober in Heidenau

5. Oktober 2015 - 00:25 Uhr

An einer Demonstration für eine sichere und menschenwürdige Unterbringung von Geflüchteten im sächsischen Heidenau beteiligten sich am Tag der Deutschen Einheit knapp 200 Menschen. Anlass für die Solidaritätsaktion war ein zunächst durch die Polizei geleugneter offenbar rassistisch motivierter Überfall in der Woche zuvor, bei dem durch eine Gruppe Jugendlicher unweit des S-Bahnhofes vier Menschen angegriffen und teilweise schwer verletzt worden waren. Viele der in Heidenau behelfsmäßig untergebrachten Menschen nutzten die Möglichkeit und beteiligten sich mit eigenen Redebeiträgen. Darin schilderten sie ihre bisherigen Erfahrungen mit Anfeindungen ebenso, wie ihre ständige Angst vor rechten Übergriffen. Abgesehen von einer kurzen Provokation durch eine Gruppe von Dresdner Nazis um Christian Leister blieb es am Samstag ruhig. Vielmehr wirkte die Stadt mit Ausnahme von einigen wenigen Bürgerinnen und Bürgern wie leergefegt. Nach einer Runde durch die Innenstadt endete die Veranstaltung nach etwa anderthalb Stunden wieder vor dem zu einer Unterkunft für mehrere hundert Menschen umfunktionierten ehemaligen Baumarkt.

Die freundliche Atmosphäre an diesem Tag zeigte sich spätestens zu dem Zeitpunkt, als vor dem Heidenauer Rathaus wahrscheinlich zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt, Menschen auf der Zwischenkundgebung ausgelassen zu pakistanischer Musik tanzten. In Anbetracht der aktuellen politischen Entwicklungen kritisierte die Undogmatische Radikale Antifa (URA) in ihrem Redebeitrag das zynische Motto der diesjährigen Einheitsfeierlichkeiten. Während in Europa immer mehr Grenzen dicht gemacht werden und an den europäischen Außengrenzen noch immer Menschen sterben, hatte die Stadt Frankfurt am Main in diesem Jahr anlässlich von 25 Jahren Deutscher Einheit mit der Aussage: „Grenzen überwinden“ eingeladen. Nachdem die durch die Landtagsabgeordnete Juliane Nagel (Die Linke) angemeldete Demonstration vor der Unterkunft beendet wurde, kam es vor dem Lager noch zu Gesprächen und Diskussionen mit etlichen der dort untergebrachten Menschen, in denen sie auch über ihre alltäglichen Probleme berichten konnten.

Etwa zur gleichen Zeit fand in Freital ein von rechten Bürgerinitiativen organisierter Sternmarsch statt. Unter dem Motto „Frieden für alle“ zogen etwa 100 Menschen durch die unweit von Dresden gelegene Stadt. Damit sollte gezeigt werden, „was die Regierenden erwartet, wenn sie ihre Pläne in die Tat umsetzen“. Organisiert wurde der Marsch durch die im August gegründete Gruppe Europa 2.0, deren Ziel eine Verfassung für Deutschland ist. Da jedoch der Zuspruch aus den Reihen der Bevölkerung an diesem Tag sehr verhalten ausfiel, reduzierte sich gleich zu Beginn die Zahl der Startpunkte von drei auf zwei. Dennoch kam es nach dem Ende der Abschlusskundgebung auf dem Freitaler Platz des Friedens zum Versuch einer Gruppe von Nazis, anwesende Journalisten anzugreifen. Diese kritisierten nach dem fehlgeschlagenen Angriff, dass trotz einiger Vorfälle in der jüngeren Vergangenheit keine Bereitschaftspolizei vor Ort war. Schon in den Tagen zuvor war es zu Drohungen gegen namentlich bekannte Menschen gekommen, die sich für Asylsuchende engagieren. In der Nacht zum 3. Oktober brachen bislang unbekannte Täter in das notdürftig mit Pappen geschützte Wahlkreisbüro der Linken ein und verwüsteten anschließend die Räumlichkeiten.


Veröffentlicht am 5. Oktober 2015 um 00:25 Uhr von Redaktion in Antifa

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