Freiräume | Kultur

Pirna: Die Kulturkiste öffnet ihre Pforten

3. März 2012 - 17:13 Uhr - 4 Ergänzungen

Nach monatelanger Suche und wochenlanger Vorbereitung wurde gestern das Infocafé „Kulturkiste“ in der Pirnaer Innenstadt eröffnet. Das als Anlaufstelle und Veranstaltungsräumlichkeit genutzte Infocafé wird von den Vereinen AKuBiZ e.V. und Roter Baum e.V. getragen. Mit der Kulturkiste ensteht der erste linke Treffpunkt in der Sächsischen Schweiz, einer Region, die bei vielen Menschen vor allem durch die militante Kameradschaft „Skinheads Sächsische Schweiz“ als Nazihochburg bundesweit bekannt wurde. Die neu eröffneten Räumen bieten Platz für kleinere Ausstellungen, Vorträge, Filmbesprechungen, Lesungen und Seminare. Neben einer Bibliothek mit mehr als 700 Büchern gibt es auch einen offenen PC-Arbeitsplatz und verschiedene kostenfreie Informationsmaterialien.

Historischer Spaziergang durch Pirna
Historischer Spaziergang durch Pirna

Vor der eigentlichen Eröffnung versammelten sich am Nachmittag in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof etwa 50 Menschen und liefen auf historischen Pfaden durch die Kleinstadt unweit von Dresden. Dabei wurde an sechs Stellen an die wechselvolle Geschichte von Pirna erinnert. Obwohl die NSDAP bei der Reichstagswahl im März 1933 in Pirna über 40 Prozent der Stimmen erreichte, gab es in der Stadt eine traditionell starke kommunistische Arbeiterschaft. Während des Krieges wurde unweit des Stadtzentrums von der Berliner „Euthanasie“-Zentrale eine Tötungsanstalt eingerichtet. Heute erinnert die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein an die Ermordung von mehr als 13.000 Menschen.

Obwohl sich Pirnas ehemaliger Bürgermeister Markus Ulbig (CDU) erst kürzlich gegen Antifaschismus ausgesprochen hatte, wünschen wir dem Infocafé in den kommenden Monaten viel Erfolg und hoffen, dass sich mit eigenen Räumlichkeiten endlich auch außerhalb von Großstädten eine alternative und antifaschistische Jugendkultur etablieren kann.


Veröffentlicht am 3. März 2012 um 17:13 Uhr von Redaktion in Freiräume, Kultur

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