Feminismus

Informationen über „Pro Choice“ statt „Marsch für das Leben“ in Annaberg-Buchholz

8. Juni 2020 - 17:38 Uhr

Neben der großen „Black Lives Matter“ -Demonstration in Dresden, war eine Gruppe von 20 Aktivist:innen am Wochenende in Annaberg-Buchholz unterwegs, um Bewohner:innen über die „Pro Choice Sachsen“-Kampagne zu informieren.  Die eigentlichen für das Wochenende geplanten Proteste gegen den sogenannten „Marsch für das Leben“ waren zuvor abgesagt worden, nachdem die von christlichen Fundamentalist:innen geplante Demonstration gegen Abtreibungen aufgrund der Coronasituation zurückgezogen worden war. Neben dem Verteilen von Flyern und Gesprächen mit Anwohner:innen, wurde auch mit einem Banner vor der St. Annenkirche auf die Forderung nach einer Legalisierung von Abtreibungen aufmerksam gemacht. Sollte der Schweigemarsch im nächsten Jahr erneut stattfinden, werde es zu einer Gegenmobilisierung kommen, kündigte das Pro Choice-Bündnis bereits an.

Nachdem die Mobilisierung gegen den „Marsch für das Leben“ in den letzten Jahren regelmäßig hunderte Demonstrant:innen in die beschauliche Kleinstadt im Erzgebirge lockte, konnten sich die Aktivist:innen in diesem Jahr über den Corona-bedingten Ausfall freuen. „Selbstverständlich sind wir froh darüber, dass die Fundis ihren antifeministischen Blödsinn dieses Jahr nicht auf die Straße tragen“, erklärte das Bündnis gegenüber addn.me. Dennoch bleibt es in ihren Augen weiterhin wichtig, einen öffentlichen Austausch über Selbstbestimmung anzustoßen.

Aus diesem Grund hat das seit mehreren Jahren existierende Bündnis in diesem Jahr erneut eine Broschüre über das „Recht auf Schwangerschaftsbruch“ herausgebracht. In dieser wird sich mit der Kriminalisierung von Schwangerschaftsbrüchen, den rechtlichen Grundlagen und den Strukturen der rechts-konservativen Abtreibungsgegner:innen auseinandergesetzt. Zum Abschluss der Broschüre stellt das Bündnis konkret Forderungen wie die „Abschaffung des § 218 StGB“, „keine gesellschaftliche und staatliche Selektion, die bestimmt, welche Personen Kinder bekommen sollen und welche nicht“ oder das es die Möglichkeit geben muss sich „über Abtreibungen zu informieren“. Die Broschüre kann kostenfrei auf der Seite des Bündnisses heruntergeladen werden. 

In Dresden hatten Antifaschist:innen der „Antifaschistischen Initiative Löbtau“ (A.I.L.) die Broschüre im Vorfeld auf Kleiderbügeln am Amalie-Dietrich-Platz in Gorbitz verteilt. Der Kleiderbügel steht als Symbol für illegale Abtreibungen, so werden beispielsweise in den Vereinigten Staaten Kleiderbügel aus Draht wegen ihrer leichten Verfügbarkeit als Instrument für improvisierte Abtreibungen verwendet. Im letzten Jahr hatte eine Künsterler:innengruppe mit einer Installation an der Piusbruderschaft in Löbtau auf deren reaktionäre Abtreibungspostionen und Verstrickungen bis weit hinein in die AfD aufmerksam gemacht.

Der abgesagte „Marsch für das Leben“ wird jährlich vom Verein „Lebensrecht Sachsen“ organisiert. An dem Schweigemarsch nahmen in den letzten Jahren nicht nur mehrere hundert christlich-fundamentalistische Abtreibungsgegner:innen, sondern auch Funktionäre der AfD  und anderer rechter Gruppen teil. Laut des Pro Choice-Bündnis sprach im letzten Jahr Joachim Hadlich auf der Abschlusskundgebung. Der Initiator der Demonstration ist Mitglied des „Fachausschuss Familie“ der AfD-Landesprogramm-Kommission. Aber auch CDU-Politiker:innen sind immer wieder Teil der Veranstaltung, so trat beispielsweise 2013 Stefan Flath als Redner auf. Der aus der Nähe von Annaberg-Buchholz stammende Politiker erklärte im Rahmen des Bundesparteitags der CDU 2012, dass eine steuerliche Gleichstellung von Homosexuellen für ihn nicht das Ziel sein könne.

Bild: https://twitter.com/ProChoice_SN/status/1269629307883794437


Veröffentlicht am 8. Juni 2020 um 17:38 Uhr von Redaktion in Feminismus

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