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Dresden: Bunte Hausbesetzungsdemo

29. März 2009 - 12:28 Uhr - 2 Ergänzungen

„Wir beissen zurück!“ – Unter diesem Motto demonstrierten heute ca. 100 Menschen laut und bunt gegen die gewaltsame Räumung der Hechtstraße 7 in Dresden.

14 Uhr wurde es laut auf dem Bischofsplatz. Viele Besetzer_innen und Sympathisant_innen versammelten sich mit Transparenten, Doppelhaltern und Schildern, z.T. auch verkleidet auf dem Bischofsplatz. Von Anfang an wurden Flugblätter verteilt die den Grund der Aktion erklärten.

Gegen 14:30 Uhr wurde der erste Redebeitrag verlesen, in diesem wurde die Besetzung, die Räumung und die Gründe für die Inanspruchnahme von leerstehende Häusern erläutert. Die meisten Passant_innen reagierten, sicher nicht zuletzt auf Grund der sehr offen wirkenden Demo, erstaunlich aufgeschlossen und es kam zu einer Vielzahl von Gesprächen.

Nach dem Redebeitrag zog die Demonstration unter, anfangs etwas schleppend anlaufenden Sprechchören, an der Schauburg vorbei, den Bischofsweg entlag und zum langjährigen Szenetreffpunkt „Scheune„. Dort wurden in einem weiteren Redebeitrag die Folgen der Stadtumstrukturierung in der Dresdner Neustadt thematisiert und an Beispielen anschaulich erklärt.

Die Demonstration verlief weiter (nun kräftiger) über den Albertplatz, die Bautzner und Hoyerswerdaer Straße bis zum Carolaplatz. Dort wurde in einem 3. Beitrag das Gentrifizierungsproblem in Berlin beleuchtet. Während des Beitrags wurde eine Person kurzfristig festgenommen, weil sie „ein Staatsgebäude mit Kreide beschmiert“ haben soll. Sofort fingen mehrere Leute an aus Solidarität Straße und Gebäudewände zu verschönen und nach 15 Minuten befand sich die festgesetzte Person wieder in der Demo.

Anschließend ging es nochmals zum Albertplatz, wo nach einem letzten Redebeitrag die Demonstration aufgelöst wurde. Insgesamt wurden ca. 400 erklärende Flyer an Passant_innen verteilt. Außerdem wurde Tipps und Artikel zum Thema Hausbesetzung an die Demonstrant_innen verteilt.

Auf der Demonstration wurde aber auch deutlich gemacht, dass dies nicht letzte Aktion war. Die Demonstration war zwar klein aber immerhin wurde auch erst zwei Tage vorher mobilisiert. Die Besetzer_innen bekundeten den Willen zu weiteren Besetzungen und baten um tatkräftige Unterstützung.

Nächster Termin ist ein Vortrag über Hausbesetzung, die Situation der Stadtteile Hecht, Neustadt und Pieschen, sowie die Hechtstraße 7. Danach soll eine Diskussion über Perspektiven und Chancen der Freiraumbewegung in Dresden stattfinden. Treffpunkt ist 19:30 Uhr am 03.04. in der Martin-Luther-Straße 33.

Quelle: Indymedia (28.03.09)


Veröffentlicht am 29. März 2009 um 12:28 Uhr von Redaktion in Freiräume, Kultur, News

Ergänzungen

  • Samstag, 28. März 2009
    (Sächsische Zeitung)

    Hausbesetzer demonstrieren im Hechtviertel

    Gegen die Räumung des besetzten Hauses Hechtstraße 7 am 21. März und für „mehr alternative Freiräume“ wollen Szene-Vertreter und Sympathisanten am heutigen Sonnabend demonstrieren. Starten soll der Zug der erwarteten 100 bis 150 Teilnehmer 14 Uhr am Bischofsplatz. Nach einer Kundgebung am Kulturzentrum „Scheune“ endet die Demo vor der Staatskanzlei am Carolaplatz. „Wir hoffen, dass unsere Bemühungen um eine friedliche und bunte Demonstration von der Polizei berücksichtigt werden“, erklärt eine der Organisatorinnen. Die Kritik richte sich insbesondere gegen die schleichende Aufwertung des Hechtviertels durch Umbau- und Restaurierungsarbeiten, die Ärmere benachteiligt.

    Vor einer Woche hatte die Hausbesetzung damit geendet, dass 100 Polizisten das Haus stürmten. Gegen 18 junge Leute wird nun wegen Hausfriedensbruchs ermittelt. (are)

  • Montag, 30. März 2009
    (Sächsische Zeitung)

    Hausbesetzer ziehen durch das Hechtviertel
    Von Andreas Rentsch

    Foto: Über hundert Jugendliche demonstrierten in der Neustadt. Anlass war die polizeiliche Räumung eines Hauses vor einer Woche.

    „Wir beißen zurück“ – unter diesem Motto zogen die rund 100 Demonstranten am Sonnabend vom Bischofsplatz durch die Neustadt. Foto: Brennpunktfoto

    Die linksalternative Szene hat erneut mit einer Demonstration gegen die gewaltsame Räumung des besetzten Hauses Hechtstraße 7 am 21.März protestiert. Über hundert überwiegend junge Leute zogen am Sonnabend ab 14.40 Uhr mit Transparenten vom Bischofsplatz über die Alaunstraße bis zur Staatskanzlei. Die Veranstaltung sei friedlich verlaufen, teilte die Polizei gestern mit. Beamte begleiteten den Umzug mit elf Fahrzeugen.

    Der einzige nennenswerte Zwischenfall ereignete sich kurz vor Ende der Veranstaltung: Ein junger Mann erhielt eine Anzeige wegen Sachbeschädigung, weil er ein Gebäude am Carolaplatz „mit Graffiti“ beschmiert hatte, wie ein Polizeisprecher sagte. Augenzeugen zufolge hatte der Demonstrant allerdings lediglich Kreide verwendet.

    Die Hausbesetzer und deren Sympathisanten wollen mit ihren Aktionen vor einer weiteren Umgestaltung des Hechtviertels und damit einhergehenden Mieterhöhungen warnen. Das zum Immobilienvermögen der Bahn gehörende Gebäude an der Hechtstraße soll für rund 300000Euro verkauft und später saniert werden. Auch direkt am Bischofsplatz sind Projekte zur Aufwertung des Viertels in Vorbereitung. Unter anderem ist eine S-Bahn-Haltestelle geplant.

    Gegen 18 der Hausbesetzer wird derzeit wegen schweren Hausfriedensbruchs ermittelt. Die Beschuldigten wähnen sich allerdings in Gesellschaft von Gesinnungsgenossen anderswo im Bundesgebiet: So protestieren Vertreter der autonomen Szene im westfälischen Münster seit Tagen gegen die Räumung eines besetzten Hauses. Dort rückte die Polizei am Donnerstag an. Einen Tag später begann der Abriss.

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