Nazis

Rechter Angriff auf Unterkunft für Asylsuchende

27. Juli 2015 - 00:22 Uhr

Nicht einmal 48 Stunden nach den rechten Übergriffen auf der Bremer Straße, griffen Nazis am Sonntag im Dresdner Stadtteil Stetzsch eine für Asylsuchende gedachte Unterkunft mit Steinen an und zerstörten dabei mehrere Scheiben. Wenig später stellte die Polizei noch in der Nähe des Tatortes die Identität von insgesamt 27 verdächtigen Personen aus der rechten Szene fest und prüft nun, ob die Gruppe mit dem Angriff in Zusammenhang steht. Unter den an einer Tankstelle kontrollierten Personen waren auch einige derjenigen, die am Freitag bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatten. Die Polizei kündigte nach dem gestrigen Vorfall an, in den kommenden Tagen an der Unterkunft Präsenz zu zeigen. Gleichzeitig macht der Angriff sowie weitere Angriffsversuche in den vergangenen Tagen in der Friedrichstadt deutlich, dass die Dresdner Polizei offensichtlich nicht in der Lage zu sein scheint, für einen ausreichenden Schutz vor rechten Übergriffen zu sorgen.

Dem Angriff vom Sonntag ging ein „Tag der offenen Tür“ voraus, bei dem am Samstag der interessierten Bevölkerung die Räumlichkeiten und das Konzept des für eine Kapazität 40 Personen ausgelegten Hauses offen standen. Dabei mussten sich die Verantwortlichen der Stadt immer wieder den kritischen Fragen etlicher erboster Bürgerinnen und Bürger stellen unter denen sich auch AfD-Stadtrat Stefan Vogel befand. Als schließlich am Nachmittag im Keller des Gebäudes durch Unbekannte eine übelriechende Substanz verteilt wurde, musste das Untergeschoss sogar kurzzeitig gesperrt werden. Erst nach einem Feuerwehreinsatz konnten die Räume später wieder freigeben werden. Bereits am Mittwoch sollen die ersten der vorerst 33 Asylsuchenden in das ehemalige Hotel auf der Podemusstraße ziehen. Nach dem Ausbau des Dachgeschosses sollen weitere sieben Menschen hinzukommen.

Als Reaktion auf die Ereignisse vom Freitag kam es in den vergangenen Tagen zu einer Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft durch Teile der Dresdner Bevölkerung. Dem Aufruf des Netzwerkes „Dresden für Alle“ nach Spenden für die bislang notdürftig in Zelten untergebrachten Menschen folgten gestern so viele Dresdnerinnen und Dresdner, dass zunächst die Spendensammlung gestoppt werden musste. Aktuell werden noch dringend Dolmetscherinnen und Dolmetscher in den Sprachen Urdu, Farsi, Arabisch, Hindi und Albanisch gesucht. Menschen mit diesen Sprachkenntnissen bittet das für die Koordination der Hilfe verantwortliche Netzwerk, sich per Email zu melden. Neben medizinisch geschultem Personal werden außerdem immer wieder Helferinnen und Helfer für die soziale Betreuung gesucht.

Am Montag soll unweit des von der Stadt eingerichteten provisorischen Zeltlagers eine vom Bündnis „Dresden Nazifrei“ organisierte Demonstration unter dem Motto: „Open your Mind – Stop Racism!“ stattfinden; Treffpunkt ist um 19 Uhr am Bahnhof Dresden-Mitte. In ihrem Aufruf fordert das Bündnis den Sächsischen Innenminister dazu auf, für eine menschenwürdige Unterbringung der nach Deutschland geflüchteten Menschen zu sorgen und rassistische Proteste wie die in der vergangenen Woche zu unterbinden. Etwa zur gleichen Zeit will das islamfeindliche PEGIDA-Bündnis nach einer zweiwöchigen Pause wieder durch die Innenstadt ziehen. Erst im März war es im Anschluss an eine Demonstration von PEGIDA zu einem Angriff auf ein von geflüchteten Menschen auf dem Theaterplatz eingerichtetes Protestcamp gekommen.


Veröffentlicht am 27. Juli 2015 um 00:22 Uhr von Redaktion in Nazis

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